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Wie ich mit den Corona-Osterferien umgegangen bin

Kein Urlaub am Meer

Normalerweise fahre ich an Ostern mit meiner Tochter, die schon länger nicht mehr zuhause wohnt, an die See, nach Domburg. Dieses Jahr hatten wir ein ganz besonders schnuckliges Häuschen gefunden, wo sogar mein kleiner Hund Odette mitfahren durfte - das ist nicht so einfach in Holland. Bis zuletzt habe ich gehofft, dass wir doch noch fahren können - aber natürlich wurde dann eine Woche vor Beginn der Osterferien das Quartier von Seiten der Vermieterin storniert. Natürlich hätten wir verschieben können - aber wohin? Als Lehrerin kann man ja nur in den Ferien fahren und wir hatten ja auch keiner Ahnung, wie lange die Kontaktsperre dauern sollte. Also Verzicht. Das hat mich schon hart getroffen, denn wir lieben die langen Spaziergänge am Meer, die Fahrten mit dem Fahrrad im Flachland und einfach die viele frische Luft, die Nachmittage in der Sonne mit dem Lesen spannender Bücher und die Abende mit Tatort oder Harry Potter...

 

Ohne andere Menschen ist es ganz schön einsam

Besuche sollten auch ausbleiben. Schon am 3. Tag der Kontaktsperre nach Schließung der Schulen habe ich gemerkt, wie gerne ich mit anderen Leuten zusammen bin und die Vorstellung, dass wir auf unbestimmte Zeit weder unsere Kinder noch unsere Freude sehen können, hat mich sehr bedrückt.

 

Alle gehen spazieren

Nun sind die Ferien zu Ende und ich schaue zurück. Natürlich waren die Tage angefüllt, sie füllen sich ja immer von selbst. Das Highlight des Tages war der Hundespaziergang, ich habe dank einer Nachbarin drei neue Hundewege direkt in der Umgebung entdeckt. Überhaupt wurde ja viel spazieren gegangen, die Wege an der Ruhr hier in Kettwig waren stets voller Menschen, Fahrräder, Kinderwagen und Hunden.

 

Inspiration entwickelt sich nur im Vakuum

Drei Themen haben sich bei mir entwickelt, die sich sonst nicht entwickelt hätten und dafür bin ich dankbar - auch wenn ich sonst kein Anhänger von "alles positiv sehen" bin.

  1. Ich hatte Zeit eine Bewerbung für die Volkshochschule zu schreiben und meinen Kurs "Biografisches Schreiben mit Coachingelementen" anzubieten. Ich habe eine hübsche Synopse entwickelt, eine erste Seite fürs Handout geschrieben und ein klassisches Bewerbungsschreiben aufgesetzt. Ich hoffe, dass ich das Interesse der Entscheider wecken kann, denn es scheint so, als setze die VHS jetzt auch auf digitalen Unterricht. Und ich glaube, das geht auch beim biografischen Schreiben, aber ich bevorzuge die Menschen zu sehen, zu beobachten und ihre Präsenz zu spüren. Gerade bei so einem Thema, das sehr persönlich ist, halte ich das für hilfreich. Außerdem enthält meine Synopse auch Elemente des Austauschs zwischen den Teilnehmer/innen.
  2. Ich habe die Bedeutung von handgeschriebenen Briefen für mich wiederentdeckt. Es ist ja doch etwas ganz anderes einen Papierbrief im Briefkasten zu finden, als E-Mails zu schreiben. Das Buch, das mich dazu inspiriert hat, heißt "Der schönste Grund Briefe zu schreiben" von Angeles Donate. Ich habe mich bei GlobalPenFriends registriert und bin auf viele interessante Profile gestoßen. Wenn man schon nicht "in Echt" reisen kann, so doch vielleicht durch die Augen der Menschen, die in den Ländern leben, die einen interessieren. In meinem Fall wäre das Amerika, Australien und Neuseeland, aber auch Bali oder England interessieren mich. Mein Englisch ist allerdings sehr eingerostet, sodass ich froh bin, dass es auch deutschsprachige Menschen in diesen Ländern gibt. Ich habe nun eine nette Amerikanerin aus Florida und eine in Irland lebende Deutsche kennengelernt. Mit der Amerikanerin versuche ich mein eingerostetes Englisch aufzupolieren, mit der "Irin" ist es natürlich leichter zu korrespondieren.
  3. Wanderungen für die Seele durch das Ruhrgebiet ist meine dritte Entdeckung. Ich bin in der Regel nicht so die Wandersfrau, aber in Ermangelung aller anderen Sportmöglichkeiten habe ich nun erste Versuche  gemacht. Am Osterwochenende waren wir am Herner Meer, am Rhein-Herne-Kanal, sind dann eine sehr hübsche Baumallee entlanggewandert, an Bauernhöfen vorbei zur Emscher und schließlich über einen geschlängelten Waldpfad zurück zum Kanal. Das war richtig schön und durchaus anstrengend.

Back at my desk

Seit einigen Tagen sitze ich wieder am Rechner. Gucke stündlich, was die Bundesregierung und die Kultusminister besprechen, wie der Wiedereinstieg in die Schule gelingen kann. Ich versuche die ganzen E-Mails abzuarbeiten, die ich vor den Ferien nicht mehr vollständig beantworten konnte. Handschriftlich gelöste Aufgaben der Schüler/innen, die fotografiert wurden sind wirklich das Letzte zum Korrigieren. Eine Stufe besser sind schon gescannte Lösungen. Am angenehmsten sind natürlich Lösungen, die mit dem Rechner geschrieben wurden. Also, ich unterrichte Berufsschüler/innen und Schüler/innen der Sekundarstufe II. Da sollte es eigentlich klappen mit dem Tippen von Texten. 

 

Am Montag geht's los?

Am Montag, 20.04. sollen wir Lehrer/innen nun alle in die Schule kommen? Wir sind 100 "Stück", wie das wohl gehen wird mit den aktuell geltenden Maßnahmen? Was machen meine Kollegen/innen mit Kleinkindern ohne Betreuung? Ab Donnerstag, 23.4. dürfen dann auch die Schüler/innen der Abschlussklassen kommen - freiwillig - ? Mir ist das alles noch ein Rätsel. Hatte nicht Frau Merkel gesagt, die Schulen beginnen wieder am 3. Mai und dann langsam? Ich bin gespannt, wie die Organisation gelingt. Großer Abstand, teilweise Präsenzunterricht, teilweise weiter Homeschooling, ich bin froh, dass ich nicht Teil der Schulleitung bin und das Ganze wuppen muss ....

 

Ich wünsche euch allen viel Gesundheit, ein gutes Immunsystem, gute Nerven und einen guten Start!

Herzliche Grüße

Ute Matthias

 

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