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Tipp 7: Mit Namen spielen

Namen, bedeuten Erinnerungen, Identität und erzählerische Kraft

 

Ich bin Ute

Ich wollte nie Ute heißen. Der Name war mir zu kurz, zu kantig, zu alt für ein Mädchen, das sich nach Carolina, Jessica oder Christin sehnte – nach etwas Schillerndem, das wie ein Abendkleid klingt. Meine Eltern hatten an Susanne gedacht, ließen es aber, aus Angst vor Spitznamen wie „Sanne“ oder Reimen wie „Kaffeekanne“.

 

Die große Bärin (oder so)

Dann kam Andreas. Er mochte Ute. In einem Lied und in einem Onlinespiel stand dieser Name für etwas Starkes, Warmes, wie die große Bärin. Zum ersten Mal hörte ich in meinem eigenen Namen einen anderen Klang.

 

Kosenamen

Namen tragen Geschichten. Utele sagten meine Mutter und meine Tante manchmal, Spatz nannte mich Mama, wenn sie mich besonders lieb hatte. Schneckle, sagte mein Vater, und ich fühlte mich geborgen. Jeder Name ist wie eine eigene kleine Welt – und jede Welt ruft andere Bilder wach.

 

Warum Namen im autobiografischen Schreiben wichtig sind

In Texten sind Namen weit mehr als Bezeichnungen. Sie transportieren:

  • Klang – ein weicher Name klingt anders als ein harter und prägt den Rhythmus eines Satzes.
  • Atmosphäre – „Herr Winter“ wirkt anders als „Benno“.
  • Nähe oder Distanz – Ein Vorname schafft Intimität, der volle Name kann formell oder bedrohlich wirken.
  • Erinnerungstiefe – Ein Name kann sofort Bilder, Gerüche, Stimmen wachrufen – beim Schreibenden und beim Lesenden.

Mein literarisches Alter-Ego

Manchmal ist es gerade im autobiografischen Schreiben wichtig, echte Namen zu nennen, um Authentizität zu erzeugen. In anderen Fällen schützt ein veränderter Name die Privatsphäre oder öffnet kreative Freiheiten. Auf der Île de Ré habe ich mich Eva Maren Sandner genannt – mein literarisches Alter Ego. Dieser neue Name gab mir die Freiheit, mutigere Sätze zu schreiben.

 

Tipps, um mit Namen schöner zu schreiben

  • Klangprobe machen: Lies den Namen laut. Passt er zur Stimmung der Szene?
  • Nicht zu ähnlich wählen: Wenn mehrere Figuren vorkommen, sollten ihre Namen sich klar unterscheiden.
  • Spitznamen bewusst einsetzen: Sie können Nähe zeigen oder eine bestimmte Beziehung markieren.
  • Bedeutung nutzen: Manchmal trägt ein Name eine Symbolik, die der Geschichte Tiefe gibt.
  • Generationenklang beachten: Namen sind oft typisch für eine Generation oder Region – das kann Atmosphäre schaffen.

Schreibimpulse:

  1. Schreibe alle Namen auf, die du je getragen hast – von offiziellen über Kosenamen bis zu selbst erfundenen.
  2. Wähle einen dieser Namen und schreibe eine Szene, in der er dir zugerufen oder leise gesagt wird.
  3. Erfinde für dich einen neuen Namen. Beschreibe, wie er dich verändert.
  4. Nimm eine reale Figur aus deinem Leben und verändere nur den Namen. Spüre, was das mit der Geschichte macht.

Beim autobiografischen Schreiben sind Namen wie Farben auf einer Palette – du entscheidest, ob du sie leuchtend, zart oder ganz neu mischst.

 

In diesem Sinne:  Lass dich beim Schreiben rufen – von deinem eigenen Namen oder von dem, den du dir schon immer gewünscht hast.

 

Herzliche Grüße

Eure Ute Matthias