Als ich die Coachingausbildung gemacht habe, mussten wir uns dauernd Probleme ausdenken, um zu lernen, wie man die Tools anwendet. Meine Güte, ich wusste vorher gar nicht, dass ich so viele Probleme habe. Ein Problem, das ich aber definitiv in der Ausbildung lösen wollte, war das Thema Excelunterricht. Ich unterrichte Excel seit 20 Jahren, ja wirklich, kaum zu glauben. Und das in vielen verschiedenen Bildungsgängen: Im Großhandel, in der Gymnasialen Oberstufe und lange Zeit auch im IT-Bereich. Excel ist ein Unterrichtthema, das doch sehr gleichförmig daherkommt. Neues Thema, z.B. Wenn-Funktion, neues Arbeitsblatt verteilen, herumlaufen und Hinweise geben, die erarbeiteten Formeln besprechen, nächstes Thema, nächstes Arbeitsblatt. Und immer so weiter. Um ehrlich zu sein: Ich langweilte mich zu Tode. Und so nahm ich meine Excel-Langeweile als Thema für das Üben des "Märchentools".
Im Märchentool geht es darum, die problematische Realität in ein Märchen zu verpacken bis zum aktuellen krisenhaften Höhepunkt und dann in einem 3-Schritt Verfahren zu einer Lösung zu kommen. Dabei ist es wichtig, dass das Märchen so weit weg von der Realität ist wie irgend möglich. Nur dann kommen wirklich kreative Lösungen zustande. Ist der Klient bei der märchenhaften Lösung angekommen, folgt der Transfer auf die Wirklichkeit.
Pippi Langstrumpf und der Zwerg Peppo
Es war einmal ein lustiges Mädchen namens Pippi Langstrumpf, das gerne durch den Wald streifte und dort Sachen suchte. Als sie einmal wieder bei ihrem liebsten Spiel war, begegnete sie einem alten Zwerg. "Peppo, mein Name," stellte sich der Zwerg vor, während er sich so tief verbeugte, dass seine Nase fast die Erde berührte. "Oh, wie schön," erwiderte Pippi, "ich bin Pippi Langstrumpf, "wollen wir Freunde sein?" Der Zwerg freute sich und fortan tollten die beiden gemeinsam durch den Wald, kletterten auf Bäume, spielten Seeräuber auf dem nahegelegenen Fluss und hatten einfach ganz viel Spaß zusammen. Doch als die Jahre so ins Land gingen, fing der Zwerg Peppo immer mehr zu schwächeln an. Mal blieb er unten am Baum sitzen, wenn Pippi nach oben kletterte und nach ihm rief, mal schlief er einfach ein, wenn sie gerade als Seeräuber ein anderes Ruderboot entern wollten. Das ging so weit, dass der Zwerg, wenn er morgens Pippi in der Villa Kunterbunt besuchte, sich sofort in eine Ecke setzte und anfing zu schnarchen. Pippi war ratlos. Und traurig. Ihr Spielgefährte, mit dem sie schon so viele Abenteuer durchlebt hatte, war zu einem langweiligen alten Mann geworden, der in der gemeinsamen Zeit lieber schnarchte statt Sachen zu unternehmen. Was sollte sie tun? Sie wusste keinen Rat mehr und so bat sie die Fee Mathilda, sie zuhause aufzusuchen. Mathilda war eine kluge Fee mit einem langen glitzernden Zauberstab und betrachtete den Zwerg nachdenklich. Sie erkannte, wie ausgelaugt er war und dass er unbedingt eine Vitaminspritze brauchte, um wieder zu seiner alten Form zurückzufinden. So schwang sie den Zauberstab, rief "Simsalabim Samba Saladu Saladim" und aus der Zauberstabspitze rieselte bunter glitzernder Feenstaub mit Vitaminzusatz, der auf den Zwerg herabsank und alsbald von seiner Haut absorbiert wurde. Sofort erwachte er, sprang auf seine kurzen Zwergenbeine und sah Pippi unternehmungslustig an: "Na Pippi, wohin geht es jetzt?" Die Fee übergab Pippi noch ein rundes Glasgefäß mit Vitamin-Feenglitzerstaub und verschwand geschwind aus dem Fenster. Das Problem war gelöst. Immer, wenn der Zwerg zu schwächeln anfing, stäubte Pippi schnell ein bisschen Feenstaub über seinen großen Kopf und sogleich sprang er wieder durch die Gegend wie ein junger Hund. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann toben sie noch heute.
Was hat mir diese Geschichte für mein reales Problem gebracht?
Sie hat mich auf gute Ideen gebracht. In regelmäßigen Abständen braucht mein Excel-Kurs eine Feenstaubvitaminspritze und das bedeutet für mich, ich muss mir neue Aufgaben ausdenken. Ich kaufe mir ein neues Buch zum Thema Excel, es gibt wirklich genügend auf dem Markt. Ich wechsle den Einsatzbereich meiner Excelaufgaben, mal sind sie aus der Personalwirtchaft, mal aus dem Vertriebsbereich, mal nehme ich ein Restaurant als Musterunternehmen und mal einen Sportverein. Ich erforsche neue Formeln und Einsatzgebiete von Excel. Ich frage meine Kollegen/innen, ob sie mir ihre Unterlagen geben und biete ihnen meine an. Ich bin jemand, der sich schnell langweilt, wenn er immer dasselbe machen muss, das ist mir klar geworden. Ich weiß jetzt, dass ich selbst etwas ändern kann (und sollte), wenn sich bei mir wieder das Gefühl der Abwehr und Langeweile bei einem Thema einschleicht. Excel war nicht der Grund für meine Unzufriedenheit, der Grund war, dass ich zu lange die gleichen Unterlagen benutzt habe.
Ich wünsche euch viele kreative Ideen für euren Unterricht und hoffe, ich konnte euch inspirieren, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.
Wenn ich heute aus dem Fenster meines Büro sehe, liegt eine Art Regennebel über den grünen Hügeln und ich bin sicher, wenn ich genau hinsehe, dann hüpfen Pippi und Peppo dahinten zwischen den Bäumen umher ...
Herzliche Grüße
eure Ute Matthias
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