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Blick über die Landesgrenze: Selbstorganisierte längerfristige Aufgabe

Ein Wochenende in der Schweiz

Am letzten Wochenende habe ich meine Freundin Marianne in der Schweiz besucht. Wir haben uns bei einem Webinar kennengelernt und dann herausgefunden, dass wir noch mehr Gemeinsamkeiten haben, als nur die Idee gemeinsam mal Webinare auszuprobieren. Und dann hat mich Marianne kurzerhand zu sich eingeladen.

 

Idyllisch auf dem Lande ...

Sie lebt in einem kleinen Dorf unweit der deutschen Grenze mit Mann, sieben Kindern, Hund, Katze, Hühner und malerischem Fachwerkhaus nebst Garten zum Lustwandeln und Gemüse und Obst ernten. Der Traum meiner Tochter Laura.

 

Was man von der Schweiz lernen kann

Ihre Tochter Stefanie ist gerade dabei Abitur zu machen (oder die Matura, wie es in der Schweiz heißt) und erzählte mir von einer Arbeit, die sie zu diesem Zweck anfertigen muss. Eine "SLA" - selbstorganisierten längerfristigen Arbeit.

 

Synästhesie oder Diamond Painting

Sie interessiert sich für zwei Themen, nämlich für Synästhesie (Die Synästhesie bezeichnet hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung) und für ein Klebebild mit winzigen Mosaiksteinen. Doch sehr unterschiedliche Bereiche, aber die Schüler/innen können sich tatsächlich ein Thema aussuchen, das sie wirklich interessiert. Dann forschen sie darüber, tragen Informationen zusammen, überlegen, wie eine mögliche Gliederung aussehen könnte und suchen sich einen betreuenden Lehrer. Die Note dieser Arbeit ist Teil der Abiturnote.

 

Themenvielfalt und Selbstorganisation

Das fand ich so spannend, dass ich Marianne fragte, was ihre übrigens Kinder in diesem Bereich so gemacht haben. Und da stellte sich heraus, dass diese Art des Arbeitens schon in einem ganz frühen Stadium der Schule anfängt, nämlich in der 6. Klasse. Marianne holte ein Kochbuch hervor, das eine ihrer Töchter geschrieben hat. Sie hat typische Rezepte aus allen Kantonen der Schweiz zusammengestellt, diese selbst gekocht (immerhin für einen 10 Personen Haushalt), den Prozess dokumentiert und jedes Gericht am Ende fotografiert.

 

Ein Sohn von Marianne hat ein Schiff gebaut mit GPS System und so haben sich alle immer wieder in ihrer Schulkarriere einem Projekt widmen dürfen, das sie selbst interessiert hat und haben gelernt, selbstständig zu denken und geistig kreativ tätig zu werden. Jedes Projekt hat einen theoretischen Anteil und oft auch eine praktische Seite. Eine Klassenkameradin hat eine Geige gebaut.

 

Wo kann ich das umsetzen?

Ich finde das eine sehr zukunftsweisende Art des Arbeitens. Ich wünsche mir das auch für deutsche Schulen. Und überlege schon, wo ich so etwas einsetzen könnte in den Bildungsgängen, die ich betreue. Und wen meiner Kollegen/innen ich für eine solche Arbeit gewinnen könnte.

 

Natürlich wäre eine Hospitation an einer Schweizer Schule im Sekundarbereich II eine sehr interessante Erfahrung, die ich gerne noch machen würde.

 

Mehr Kooperation gewünscht

So habe ich bei einem kleinen Wochenendbesuch sehr viel Neues erfahren und stelle für mich fest, dass das Thema Bildung viele Möglichkeiten bietet zum Austausch mit anderen Ländern. Diese Feststellung ist jetzt nicht neu, aber warum fällt es uns so schwer, die guten Dinge herauszufiltern und gemeinsam umzusetzen?

 

Und ihr?

Was sind eure Erfahrungen mit ausländischen Schulen? Wo habt ihr schon mal was gehört, was euch fasziniert hat und was ihr gerne auch in Deutschland umsetzen würdet oder vielleicht schon umsetzt?

 

Es grüßt euch herzlich

Eure Ute

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Kommentare: 1
  • #1

    Anja Schepers (Freitag, 19 Oktober 2018 04:21)

    Liebe Ute,

    das selbstorganisierte Lernen ist eine tolle Idee. Das probiere ich in meiner Deutschklasse direkt mal aus. Das kann ja auch ein informierender Text über ein selbstgewähltes Thema sein, der zum Beispiel innerhalb von vier bis sechs Wochen fertiggestellt wird. So als Pilotprojekt.

    Hospitationen im Ausland finde ich auch spannend.

    Und dann die neuen Ideen so nach und nach in unserem Schulsystem implementieren.

    Obwohl mir ja auch eine Revolution gut gefallen würde. Ein Umkrempeln des Schulsystems von heute auf morgen. Vielleicht nennen wir es dann einfach nicht mehr Schule.