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Karneval 2019: Was wir Lehrer von Nonnen lernen können

In Düsseldorf ist an diesem Wochenende wieder Karneval angesagt und obwohl ich nicht von hier stamme, sondern aus Süddeutschland, mache ich das Verkleiden gerne mit. Also habe ich mich an Altweiber in nebenstehendem Design präsentiert und fühlte mich als Nonne in diesem Jahr sehr wohl. War ja auch mal ein Berufswunsch von mir, nachdem ich "Die Geschichte einer Nonne" mit Audrey Hepburn gesehen hatte. So schön!

 

Am Ende des Tages fragte ich mich: "Was würde die Nonne in mir wohl der Lehrerin in mir raten nachdem wir einen Tag die Rolle getauscht haben?"

 

Lehrerin Ute - LU/Schwester Maria Theresia - SMT

 

LU: Liebe Schwester Maria Theresia, nun waren Sie ja einen Tag in meinen Klassen unterwegs. Was ist Ihr Eindruck vom Schulleben?

 

SMT: Liebe Ute, in allererster Linie fand ich die Lautstärke in Ihren Klassen doch etwas gewöhnungsbedürftig. Würde ich hier öfters unterrichten, dann wäre es mir wichtig, dass die Schüler/innen leise und beherrscht lernen zu arbeiten. In meinem Kloster ist es von großer Bedeutung, dass man alle Dinge mit Achtsamkeit und möglichst geräuschlos ausführt. so können sich alle gut auf ihre Arbeiten konzentrieren.

 

LU: Wie würden Sie das angehen?

 

SMT: Nun, so wie es bei uns auch angegangen wird. Mit Gesprächen, Konsequenzen und Übungen. Und Disziplin. Bei uns gibt es Verhaltensregeln und an diese haben sich alle zu halten. Und wer sich nicht daran hält, wird zur Mutter Oberin gerufen und erhält Aufgaben, die dazu anregen, über sich selbst nachzudenken und in der Stille Abbitte zu leisten bei Gott.

 

LU: Und wie würden Sie dies auf die Schule übertragen?

 

SMT: Das ist doch ganz einfach. Sie vereinbaren Regeln in der Klasse, sodass hier jeder gut lernen kann. Und Sie vereinbaren ebenfalls mit der Klasse, was passieren soll, wenn diese Regeln nicht eingehalten werden. Das Ergebnis schreiben Sie auf und machen es öffentlich. Und dann gehen Sie ganz konsequent damit um. Einzelne Störenfriede sprechen Sie persönlich an und suchen das Einzelgespräch nach der Stunde.

 

LU: Gibt es sonst noch etwas, das Sie aus Ihrem Glaubensleben heraus den Lehrern raten können?

 

SMT: Ja! Da fällt mir vieles ein. Die Hingabe beispielsweise. Wir sind unserem Glauben ganz hingegeben, er ist das Wichtigste in unserem Leben. Es wäre schön, wenn es Lehrer gäbe, die der Bildung der Jugendlichen ganz hingegeben sind. Die vermitteln können, wie wichtig Bildung für das ganze Leben der Jugendlichen ist, was alles davon abhängt.

 

LU: Da haben Sie recht. Das vergessen wir vielleicht öfters im Eifer des Gefechts. Will heißen in unserem Eifer, die Schüler/innen gut auf die Prüfungen vorzubereiten. Da ist man doch oft auf das stoffliche Thema fixiert und verliert manchmal das große Ganze aus den Augen.

 

SMT: Es ist mir darüber hinaus aufgefallen, wie gestresst einige Ihrer Kollegen und Kolleginnen wirken. Hier könnte eine klare Einteilung des Tages helfen. Unser Tag ist eingeteilt durch die Worte "Ora et labora" und läuft immer im selben Rhythmus ab. Wir stehen zur selben Zeit auf, Beten zur selben Zeit, Essen zur selben Zeit und gehen zur selben Zeit zu Bett. Es tut dem Menschen gut einen festen Rhythmus zu haben und Zeiten der inneren Einkehr einzuplanen.

 

KU: Schwester Maria Theresia, meinen Sie, wir sollten unsere Arbeitszeit und unsere Nichtarbeitszeit klarer voneinander trennen, dieses richtiggehend planen?

 

SMT: Das meine ich. Und ich meine auch, dass die Zeiten, in denen nicht gearbeitet wird, zur Ruhe und Kontemplation genutzt werden sollen. Der Mensch braucht auch das Zwiegespräch mit Gott oder wem immer er sich verbunden fühlt. Ein ständiges rastloses Tun entspricht ihm nicht und erschöpft ihn auf die Dauer.

 

Kommen Sie einmal zu uns ins Kloster. Verbringen Sie ein Wochenende mit uns und gehen Sie mit in unserem Rhythmus. Sie werden sehen, wie gut Ihnen das tut und wie heilsam es ist. Sie werden auch Zeit haben, Ideen zu finden, wie Sie Ihren Alltag ruhiger gestalten und mehr in Ihre innere Betrachtung gehen können.

 

LU: Das werde ich gerne machen, Schwester Maria Theresia. Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch.

 

SMT: Ich möchte mit einem Zitat von Anselm Grün enden: "Lärm ist wie Schmutz und Staub. Schweigen ist wie ein Bad der Seele. Wir brauchen nicht nur Hygiene für den Leib, sondern auch für die Seele. Und es gibt kein besseres Heilmittel und kein intensiveres Reinigungsbad als das Schweigen."

 

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich aus meinen zwei Seelen und wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ute Matthias

 

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