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Nein sagen - eine wichtige Lernaufgabe auch für Lehrer/innen

"Ute, kannst du bitte mal die Unterlagen hochladen, die du im letzten halben Jahr erstellt hast? Die waren so toll und dann kann doch das ganze Team davon profitieren!"

 

"Ute, kannst du mir bitte mal das Heft mitbringen mit den Aufgaben zum Angebotsvergleich? Und die Lösungen bitte gleich dazu."

 

"Ute, du hast so tolle Ideen und die könnten wir so gut brauchen für unsere Projektgruppe zur Digitalisierung. Kommst du am Donnerstag mit dazu?"

 

"Ute, kannst du mal das Skript zum Projekt "Selbstmarketing" überarbeiten und dann an alle Teilnehmer/innen senden?"

 

"Ute, kannst du mir eben mal diese fünf Seiten mitkopieren, du gehst doch eh grad zum Kopierer?"

 

Nein.

NEIN.

NEIN!!!

 

Warum schaffe ich es nicht, das zu sagen?

 

Weil ich nicht als unkooperativ gelten will.

Weil ich eigentlich total gerne helfe.

Weil es sich nicht gehört, eine Bitte abzulehnen.

Weil ich gemocht werden will.

 

Stattdessen druckse ich herum.

 

Ich sage: "Hm, ich muss mal sehen ..." oder

"das hat mich sehr viel Arbeit gekostet ..." oder

"vielleicht später ..." oder

"wenn ich Zeit habe ..."

 

Manchmal hilft aussitzen ja. Aber es ist nicht meine Art und ich würde viel lieber klar antworten. Freundlich, aber positioniert.

 

"Nein, ich möchte nicht."

 

"Warum denn nicht?"

 

Tja, warum will ich es nicht. Es ist ja nicht grundsätzlich so, dass ich es nicht will. Ich will es nur dann nicht, wenn es mein inneres Maß überschreitet und ich das Gefühl habe, da fehlt der Austausch. Da ruht sich jemand auf meinem Fleiß aus. Und rund heraus gesagt: Da fehlt die Gegenseitigkeit.

 

"Weil mir die Gegenseitigkeit fehlt."

 

Wenn ich das allerdings sage, dann verfällt mein Gegenüber in Argumentation.

 

"Aber ich habe dir doch da und da geholfen ..."

 

"Willst du jetzt ernsthaft sagen, dass ich meinen Aufgaben nicht nachkomme?"

 

Und ich will eigentlich gar nicht diskutieren. Ich will nur nein sagen. Wobei ich ja bereit zu einem Austausch bin, nur nicht einem, bei dem ich immer Geber und der andere immer Nehmer ist.

 

Ich durchforste das Internet nach guten Ideen, wie man mit dem Nein-Sagen umgeht. Es scheint ein großes Thema zu sein. Viele Blogger bloggen über "Nein-Sagen". Es gibt Seminare zum "Nein-Sagen" lernen.

 

Vier Dinge gehen in Resonanz mit mir (im Artikel gibt es noch mehr):

  1. Nehmen Sie sich Bedenkzeit.
  2. Geben Sie klar an, was Sie bereit sind zu tun (und bis wann) und kommunizieren Sie das.
  3. Beginnen Sie mit kleinen Schritten und feiern Sie Ihre Erfolge.
  4. Keine Entschuldigungen.

Und vorher überlegen, das war auch ein Tipp

 

"Ute, kannst du bitte mal die Unterlagen hochladen, die du im letzten halben Jahr erstellt hast? Die waren so toll und dann kann doch das ganze Team davon profitieren!"

 

"Ich bin bereit die Unterlagen hochzuladen, die wir zu viert gemeinsam hergestellt haben. Und ein Beispiel dazu, das ich selbst erstellt habe."

 

"Ute, kannst du mir bitte mal das Heft mitbringen mit den Aufgaben zum Angebotsvergleich? Und die Lösungen bitte gleich dazu."

 

Ich schlage dir einen Deal vor: Ich bringe dir das Heft samt Lösung mit und du bringst mir etwas zum Thema Bruttoinlandsprodukt."

 

"Ute, du hast so tolle Ideen und die könnten wir so gut brauchen für unsere Projektgruppe zur Digitalisierung. Kommst du am Donnerstag mit dazu?"

 

"Ich denke darüber nach und sage dir Montag Bescheid."

 

"Ute, kannst du mal das Skript zum Projekt "Selbstmarketing" überarbeiten und dann an alle Teilnehmer/innen senden?"

 

"Ich kann den ersten Teil bis nach den Sommerferien überarbeiten, wenn einer von euch den zweiten Teil übernimmt."

 

"Ute, kannst du mir eben mal diese fünf Seiten mitkopieren, du gehst doch eh grad zum Kopierer?"

 

"Nein, ich möchte nicht."

 

"Ute, warum bist du denn neuerdings immer so komisch?"

 

"Ich lerne "nein" sagen!"

 

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich werde jetzt nicht zu jemandem, der immer nur Zug um Zug arbeitet, aber ich möchte zu jemandem werden, der nicht immer sofort "ja" sagt und sich hinterher ärgert. Und tonnenweise Schokolade isst, um den Ärger wieder auszugleichen. Ich möchte lernen auf mich zu achten und Grenzen zu setzen, damit auch in meinem Garten etwas wachsen kann.

 

Ich hoffe, das macht mich noch zufriedener und ausgeglichener. Davon haben die anderen auch was. Eine gutgelaunte Ute!

 

In diesem Sinne: Welche Schritte werden Sie gehen?

 

Herzliche Grüße

Ihre Ute Matthias

 

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