· 

Digitalisierung im Unterricht: Erklärvideos selbst drehen

Erklärvideos aus dem Netz

Seit Jahren bediene ich mich gerne der Erklärvideos aus dem Internet. Explainity.org hat prima Videos zum Thema Rechtsformen und TheSimpleOeconomics bringen viele betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Themen für Schüler/innen auf den Punkt. Sehr gerne benutze ich z.B. den Marketing Film zur BCG oder auch den Konjunktur Film.

 

Suche nach einem Erklärer

Aber: Jetzt wollte ich endlich einmal selbst Erklärvideos erstellen. Nach einigen Recherchen fand ich im Netz die tolle Broschüre "Erklärvideos im Unterricht" von Film und Schule NRW, eine Anleitung zum Selbsterstellen. Jetzt bin ich allerdings der Typ, der es lieber erklärt bekommt, anstatt alles alleine auszuprobieren (ich lese auch keine Gebrauchsanleitungen ...) und so schrieb ich kurzerhand an "Film und Schule" und geriet so an einen sehr kompetenten Moderator des Medienkompetenzteams der Bezirksregierung Düsseldorf, nennen wir ihn KS.

 

KS ist nicht nur kompetent, sondern auch sehr engagiert und so hatten wir ganz schnell einen Termin für ein Vorgespräch und auch sehr zügig einen Termin für eine Veranstaltung. Obwohl ich Fortbildungsbeauftragte meiner Schule bin, hatte ich diese Veranstaltung wirklich aus Eigeninteresse organisiert und war so sehr positiv überrascht, dass insgesamt weitere 20 Kollegen/innen auch Lust hatten, teilzunehmen.

 

Was im Vorfeld zu tun ist

KS bat uns im Vorfeld zu überlegen, was das Thema unseres Erklärfilms sein sollte und auch Materialien zu sammeln. Als Materialien eignen sich Zeichnungen, Gegenstände und Bilder (auf Lizenzen achten!), die das Thema visuell unterstützen können. Diese müssen gefunden oder angefertigt werden, ausgeschnitten und aufgereiht, dann muss das Storyboard erstellt werden. All das habe ich gemeinsam mit meiner Co-Moderatorin im Vorfeld erledigt, wir hatten das Glück, dass meine Kollegin ein Maltalent ist und wir so Figuren und Gegenstände einfach aus ihren Seminarbildern ausschneiden konnten.

 

Unser spezielles Projekt

Unser Thema war die Differenzierung von Unterrichtsmaterialien nach Persönlichkeitsstilen, den Film wollen wir für unsere schulinternen Fortbildungen nutzen. Also trafen wir uns einige Stunden vor der Veranstaltung und schrieben und schnibbelten unsere Bilder aus. Wir waren gerade so fertig, als es Zeit war den Fortbildungsraum aufzusuchen.

 

Technische Ausstattung

Dort scharten sich bald alle 20 Kollegen und Kolleginnen um KS, der den Raum mit Gruppentischen und etlichen Stativen mit Aufsatz vorbereitet hatte und uns nun in die Kunst der Legevideo-Erstellung einweisen sollte. Alternativ bot er große durchsichtige IKEA-Kisten als Stativersatz an, deren eine Längsseite herausgeschnitten war und deren Boden ein Loch für das Kameraauge hatte. Auf den Kopf gestellt, dienten sie als hervorragender Stativersatz.

 

KS macht die Erklärvideos, genauer Videos mit Legetrick-Technik,  nicht mit einem Programm, das die Figuren und Gegenstände schon vorgibt, sondern mit eigenen Bildern, die entweder selbst gezeichnet oder auch lizenzfrei aus dem Internet downgeloaded werden können. Dies hat den großen Vorteil, dass kein spezielles Programm gelernt werden muss, keine große Kosten anfallen und die Filme sehr individuell werden.

 

Tja, und dann ging es schon los: IPad (von unserer Schule gestellt) oder Android-Tablet auf Stativ gepackt, Kamera angeworfen und losge"legt". Heike und ich einigten uns darauf, dass sie malte und legte und ich das Storyboard möglichst synchron vorlas. Das klappte prima bis auf die kleine Panne, dass beim ersten Mal Tablet auf der Kiste, das Auge nicht genau synchron auf dem Loch lag, was ein etwas milchiges Bild verursachte. Beim zweiten Mal war alles palletti, wenn auch die Umgebungsgeräusche ziemlich laut und störend waren.

 

Nacharbeit mit iMovie oder FilmoraGo

Aber Nachvertonen kein Problem: Beim IPad wird dafür iMovie verwendet, bei Android-Tablets FilmoraGo. Für die Neuaufnahme wird die Filmlautstärke auf 0 gestellt, das ist der Trick, den wir hier lernen und schon kann ein neuer Text aufgesprochen werden.

 

Was entstanden ist ...

Meine Kollegen und Kolleginnen waren auch fleißig am Filme drehen zu den "Zellen" (Bio), zum BIP (VWL), zu Ausbildungsverträgen (WiSo), zu Eigenkapital und Erfolgskonten ( Rewe) und zu Portfolioanalyse (Marketing). Alle waren sehr busy und am Ende hatten wir noch Zeit, einige der Filme gemeinsam anzusehen und über Schwierigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen. KS stand uns mit Rat und Tat und auch einem Vorrat an guten Bildern zur Seite.

 

Wie kann man Erklärvideos im Unterricht einsetzen?

KS hatte viele verschiedene Ideen zum Einsatz von Erklärvideos im Unterricht, auch das hat mich beeindruckt und mir persönlich weitergeholfen: Man kann nicht nur selbst Videos drehen und die Schüler welche drehen lassen. Man kann auch die selbst gedrehten von den Schüler/innen vertonen lassen, das ist zeitsparender und erfordert ebenfalls Verständnis des Themas von den Schüler/innen.  Man kann die in diesem Jahr von den Schüler/innen erstellten im nächsten Schuljahr für eine andere Gruppen weiterverwenden und sich auf diese Weise eine Sammlung anlegen und natürlich auch den Schüler/innen zur Verfügung stellen. Man kann die Schüler/innen bitten, den Film im Vorfeld anzusehen (vorbereitende Hausaufgabe) und Fragen dazu zu beantworten. Man kann sie bitten einen Film als Hausaufgabe oder zusätzliche Leistung anzufertigen und zu zeigen und man kann sie auch bitten eine kleine Zusammenfassung über das Gesehene zu schreiben.

 

Erklärfilm drehen bedeutet zum Kern des Themas vordringen müssen!

Beim Selbstdrehen des Filmes ist mir klar geworden, wie sehr man sich mit einem Thema auseinandersetzen muss, wie gut man den Kern des Themas verstehen muss, um einen Erklärvideo zu drehen. Für das Storyboard muss man die Erklärschritte in eine sinnvolle Reihenfolge bringen, für das Vertonen muss man sich trauen.

 

Mein Fazit

Erklärvideos bieten viele Einsatzmöglichkeiten und die Zeit - auch im Unterricht - lohnt sich, wenn die Schüler/innen dadurch die Materie tiefer begreifen. Auch schon vor der Digitalisierung haben wir immer gesagt, dass der Schüler, der einem anderen einen Sachverhalt erklärt, selbst meistens genau so viel lernt wie der "Belehrte". Oft mehr. Bei den Videos ist das ebenso, nur dass die Schüler/innen sie auch noch cool finden.

 

In diesem Sinne kann ich nur alle ermutigen a) im Unterricht Videos zu nutzen und b) sich selbst Hilfe zu holen vom KT-Team, wenn's nötig ist.

 

Euer Einsatz?

Schreibt doch gerne, wofür ihr Videos für und in der Schule einsetzt, von weiteren Ideen können wir alle profitieren.

 

Ich hoffe, dass ich bald hier auch noch unseren Film zur Differenzierung platzieren kann.

 

Allen ein schönes Wochenende und eine gute nächste Woche (mit Feiertag in der Mitte)

Ute Matthias

Kommentar schreiben

Kommentare: 0