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Schuljahresbilanz und Ressourcenkarte

Wie wird es weitergehen?

Hey, was war denn das für ein komisches Schuljahr? Und wie wird es weitergehen?

 

Ich bin vermutlich nicht die Einzige, die sich das fragt. Einige von uns haben ja schon Schulmail Nr. 28 von unserer Schulministerin Frau Gebauer erhalten. Sie fragt sich das auch.

 

Wie das Schuljahr angefangen hat...

Angefangen in einem ganz normalen Schuljahr, in dem wir neben Unterricht im Auftrag der Bezirksregierung auch diverse Schilfs und Schelfs angeboten haben von Differenzierung über Unterrichtsspiele bis zur Theaterpädagogik und dem Persönlichkeitsmodell und dann mitten drin, Absturz, Corona, Schulschließung.

 

... und wie es weiterging

Dann digitaler Unterricht, versagendes Logineo, MS TEAMS, Videokonferenzen um endlich mal wieder die Kollegen/innen und dann auch die Schüler/innen wiederzusehen. Ich weiß nicht, wie viele Tools ich ausprobiert habe. Ich habe versucht Klassen eine Struktur zu geben mit dem Padlet und alle eingereichten Aufgaben kommentiert und korrigiert. Nicht immer termingerecht, das ging einfach nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn man zwischendurch auch mal schlafen wollte. Abschlussklassen in Präsenz, das jähe Erwachen, dass wir trotz all unserer Mühen die "Mittelschicht" in der Klasse verloren haben, Parallelität von Präsenz und Digitalunterricht (das war dann richtig herausfordernd).

 

April, Mai und Juni, jeden Tag anders

Bei uns waren im Restapril die Oberstufen da und haben dann die Abschlussprüfung geschrieben. Im Mai kamen die Mittelstufen und im Juni die Unterstufen. Der Unterricht wurde entweder in zwei Räumen mit je halber Gruppe parallel angeboten, man musste dann von einem in den anderen rennen und mal hier, mal da Arbeitsaufträge erteilen, zur Ruhe mahnen, an die "Nasenmützchen" erinnern und hätte eigentlich einen ganz anderen Unterricht gebraucht. Einen, der den Unterricht so aufbaut, dass man in einem Teil der Klasse anfangen kann und der andere sinnvoll beschäftigt ist - aber das war in Ermangelung von Zeit nicht möglich. Also mir zumindest nicht. Wenn man aber Glück hatte, dann konnte man im Wechsel mit einem anderen Lehrer unterrichten und machte dann halt 2x dasselbe hintereinander und brauchte die doppelte Zeit. Meiner Meinung nach war das dennoch effizienter und auch lehrerschonender. Davon waren ja eh nur 70% anwesend. Der Rest fiel unter diejenigen, die weiter zuhause unterrichten sollten. Alle Schüler/innen, die gerade nicht "dran" waren, gingen wieder ins Homeschooling.

 

Improtheatererfahrung ist so nützlich in diesem Zusammenhang

Ich hätte mehr mit meiner Kollegin am Thema Improtheater arbeiten sollen. Denn das war es, was von uns verlangt wurde in der Zeit, als der gemischte Präsenz- und Digitalunterricht begann. Die Mails des Schulministeriums änderten die Lage quasi wöchentlich, die Stundenpläne änderten sich fast täglich. Je nachdem, welche Schüler, Lehrer und Räume gerade verfügbar waren. Ich bin ein sehr geplanter Mensch mit To-Do-Listen und Zeitmanagement. Dies wurde alles außer Kraft gesetzt. Hatte ich gerade das Material für die Klasse am Donnerstag fertig, kam sie in der Folgewoche am Montag. Hatte ich abwechselnd mit einer Kollegin geplant, konnte ich fast sicher sein, dass ich alleine in der Klasse sein würde. Im besten Fall gab es eine Verbindungstür, was das Gerenne über den Gang ersparte (immer mit Nasenmützchen!).

 

In unserer wunderschönen Schelf "3,2,1 ... Action: Theatrale Methoden im Unterricht", die ich mit meiner Co-Moderatorin und Expertin Heike Harten gehalten habe, hätten wir üben können: Sie kommen in die Schule und denken, Sie hätten 8 Stunden Unterricht im Wechsel mit einer oder zwei Kollegen im Großhandel und stattdessen haben Sie 4 Stunden alleine in der Gymnasialen Oberstufe: Und Action!

 

Webinare, Webinare, Webinare ... und Barcamps

Ich  habe unzählige Webinare besucht: Zu Apple-Anwendungen und Bedienung - Apple-Teacher - , denn nach den Ferien bekommen die Vollzeitklassen endlich Endgeräte von der Stadt, allerdings zur Miete. Zum Distanzlernen seitens des Schulministeriums, zu verschiedenen digitalen Tools wie LearningApps, H5P, Edupad und wie sie alle heißen seitens Fobizz, die uns Lehrer/innen kostenlos einen ganzen Tag ihre Fortbildungen zur Verfügung stellten. Herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle.

 

Unser Chef in der Moderation der Bezirksregierung lud uns zum digitalen Barcamp ein und so lernte ich mit Jitsi Konferenzräume und Unterräume einrichten und spontan mit Kollegen/innen zu diskutieren und digitale Inhalte aus dem Boden zu stampfen.

 

Expertenrat erwünscht

Was ich vermisse: Expertenrat. Digitalisierung ist in vielen Unternehmen viel weiter als in der Schule. Dort werden schon lange Videokonferenzen und Webinare gemacht. Menschen arbeiten im Homeoffice. Warum kommen diese Experten nicht mal zu uns in die Schule und leiten uns an? Müssen wir immer alles selber entwickeln? Ich hätte gerne auch mal einen guten Werber bei mir im Unterricht. Der könnte mir zeigen, wie man Schüler/innen anwirbt, gewinnt für die Unterrichtsthemen, die sie nicht so sehr interessieren. Finanzbuchhaltung zum Beispiel. Oder Deckungsbeitragsrechnung. Irgendwie schick verpacken, das wäre super.

 

Wir sind im Prozess ...

das ist die gute Nachricht. Der Raum ist weit und man kann sich verschwimmen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich schon gut orientieren kann. Ich probiere herum. Ich hole mir Feedback von Schüler/innen ein. Aber die Schüler/innen selbst scheinen sich noch nicht wirklich orientieren zu können. Teilweise treiben sie auch nur im Bassin und warten was passiert.

 

Pause!

Jetzt brauche ich eine Pause, Zeit, um zu mir selbst zu kommen. Und wenn ich meinen Kollegen/innen irgendetwas mit in die Ferien geben kann, dann das: Ruht euch aus! Eine zweite Welle wird kommen. Nicht unbedingt eine Coronawelle, aber eine Welle der Neuorientierung.

 

Schreibimpuls für mehr innere Gelassenheit

... das schenke ich Ihnen zum Ferienbeginn (und mir auch). Dieser Impuls kann Sie aus den letzten stressigen Tagen vor den Sommerferien hinausführen und auch über die Sommerferien hinaus helfen, Ihre Resilienz zu steigern. Er stammt aus dem Buch "Kreatives Schreiben zur Entwicklung von Ressourcen in Beratung und Coaching" von Renate Haußmann und heißt Ressourcenkarte.

 

Das Ziel dieses Impulses besteht darin, sich selbst über die eigenen Ressourcen klar zu werden und zu merken, wie viele Lebensbereiche man doch hat, die als Energiequellen und Kraftreserven dienen können. Ebenda, S. 115, sinngemäß zitiert und leicht abgewandelt.

 

Eine Ressourcenkarte

 

Schritt 1: Eine Ressourcenkarte zeichnen und beschriften

Nehmen Sie ein großes Blatt Papier quer (zur Not kleben Sie einfach zwei DINA4 Blätter zusammen) und schreiben Sie in die Mitte Ihren Namen, ziehen Sie ein Oval darum. Zeichnen Sie nun 9 Zweige an dieses Oval, ähnlich wie bei einem Mindmap. An jeden dieser Zweige schreiben Sie einen der folgenden Begriffe:

  • Persönliche Ressourcen wie Erfahrungen, Wissen, Werte, Glaube, Lebensmotto ...
  • Kernfamilie, d.h. Eltern, Geschwister, Lebenspartner, Kinder
  • Freundeskreis
  • Weitere Verwandtschaft
  • Qualifikationen wie Beruf, Aus- und Weiterbildungen, Schule, Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten
  • Hobbys und Interessen, Leidenschaften, Freizeitbeschäftigungen
  • Materialle Ressourcen
  • Ressourcen im Stadtteil, in der Region, in Netzwerken
  • Alles, was Ihnen sonst noch Freude macht wie Vereine, Ehrenämter ...

Schritt 2: Aufhübschen

Wenn Sie mögen, verschönern Sie Ihre Ressourcenkarte noch durch Zeichnungen, Sketchnotes, Farben ...

 

Schritt 3: Betrachtung

Gehen Sie nun nach Innen und betrachten Sie Ihre Ressourcenkarte. Gehen Sie mit den Augen die Zweige noch einmal nach, spüren Sie, wohin es Sie zieht, welche Bereiche Sie besonders anziehen, wohin Ihre Aufmerksamkeit geht. Gibt es vielleicht auch Bereiche, die vernachlässigt sind, denen Sie gerne wieder mehr Aufmerksamkeit widmen wollen? Bleiben Sie positiv, auch eine nicht genutzte Ressource ist dennoch da und kann bei Bedarf wieder aktiviert werden.

 

Geben Sie Ihrer Ressourcenkarte jetzt einen Namen, einen Titel. Kommt Ihnen beim Betrachten ein spezieller Begriff in den Sinn? Oder ein Spruch? Schreiben Sie ihn über die Karte.

 

Schritt 4: Schreiben Sie

Schreiben Sie nun ca. 15 Minuten einen Text zu Ihrer Ressourcenkarte und dem von Ihnen gewählten Titel. Lassen Sie sich treiben, setzen Sie den Stift nicht ab.

 

Schritt 5: Fokus

Welcher Ressource, welchem Bereich wollen Sie sich in den Sommerferien vielleicht widmen?

 

Schreiben Sie auch hierzu einen kurzen Text. Lassen Sie den Stift einfach über die weißen Seiten wandern, es geht nicht darum, etwas "Sinnvolles" zu schreiben, sondern unseren inneren Gedanken Ausdruck zu verleihen.

 

Wenn Sie fertig sind, legen Sie Bild und Text beiseite und machen Sie etwas anderes. Einen kleinen Spaziergang vielleicht?

 

Schreibblockade?

Manchmal fühlen wir uns selbst bei so kleinen Schreibübungen blockiert. Unser Hirn ist irgendwie "zu". Der Innere Kritiker schreit: "Das kannst du nicht, das wird doch nichts!" Lassen Sie sich in diesem Fall nicht irritieren und versuchen Sie einen der folgenden Tricks:

  • Ein Glas Wasser trinken
  • Auf Klo gehen (Loslassen ...)
  • Ans Fenster gehen und 5 tiefe Atemzüge nehmen
  • Ein geliebtes Foto ansehen
  • Sich an den Tisch setzen und schreiben: Mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein ... oder was immer Ihnen durch den Kopf geht ... und irgendwann, Sie werden sehen, geht es dann los. Versprochen.

In diesem Sinne verabschiede ich mich nun auch in die Sommerferien. Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne und erholsame Sommerferienzeit. Viel Muse zum Nachdenken, in die Wolken sehen, Dinge tun, die Freude machen und dann im August inspiriert und voller Energie zurück an den Schreibtisch kommen.

 

Wenn Sie mögen, lassen Sie mich gerne wissen, wie es Ihnen mit meinem Schreibimpuls ergangen ist.

 

Ich grüße Sie herzlich,

Ute Matthias

 

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