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Schule in Coronazeiten: Beziehungsaufbau statt Frontalunterricht

Im Moment ist es nicht schön in der Schule in NRW, wirklich nicht. Ich bemühe mich immer sehr in meinem Blog nicht nur Probleme aufzuzeigen, sondern auch Lösungen, aber gerade fällt mir das sehr schwer. Von 8.00 Uhr morgen bis nachmittags um 15.00 Uhr tragen die Schüler*innen einen Mund-Nasen-Schutz, ich muss nicht erwähnen, dass wir ungefähr 100 Mal am Tag sagen müssen: "Bitte ziehen Sie Ihren Mund-Nasen-Schutz wieder über die Nase ... auch nicht, dass die ersten Schüler*innen schon umgekippt sind, weil sie darunter nicht genug Luft bekommen, nicht, dass sie zum Teil völlig nassgeschwitzt sind, weil man einfach noch mehr schwitzt, wenn die Hälfte des Gesichts bedeckt ist.

 

Die Klassen sind jetzt schon fast wieder so groß wie vor Corona und die aktuelle Situation verführt dazu wieder in den Frontalunterricht zurückzufallen. Die Schüler*innen sitzen im Busmodus (zwei pro Bank, Abstände zwischen den Bänken, die Bänke wie eine Phalanx hintereinander).  Lehrer*innen sollen mindestens 1,5 Meter Abstand zu ihren Schüler*innen halten, stehen also vorne wieder alleine rum. Zum Gehen zwischen den Reihen - um zum Beispiel individuelle Hilfestellungen zu geben - müssen auch sie wieder den Mund-Nasen-Schutz (MNS) anlegen.

 

Was tun sprach Zeus?

 

Erst mal: Wir müssen nicht in Zeiten von komplettem Frontalunterricht zurückfallen. Auch in Zeiten von Corona können wir in Gruppen arbeiten. Ich habe das getestet und es geht! Und zwar auch in Klassen ohne digitale Ausstattung (was bei uns auf die Mehrzahl zutrifft), ganz klassisch.  Am Ende der Gruppenarbeitsphase kommen die Schüler*innen einzeln nach vorne, um die Ergebnisse vorzutragen und da sie dabei 1,5 Meter Abstand halten zu allen anderen Schüler*innen, dürfen sie vermutlich auch ihren MNS abnehmen für den Vortrag.

Was ich aber noch viel wichtiger finde: Wir müssen mit den Schüler*innen im Gespräch bleiben!

Ganz leicht sehen wir in ihnen vor allem Menschen, die wir ständig an den MNS erinnern müssen und besonders da wir selbst sehr angestrengt sind. Doch nicht nur wir, sondern auch die Schüler*innen sind verunsichert über die aktuelle Situation - vielleicht sogar mehr als wir, denn wir sind erwachsen.

 

Ich wünsche mir, dass wir sie regelmäßig fragen:

  • Wie geht es dir/Ihnen mit der Situation?
  • Was brauchst du/brauchen Sie, um dennoch konzentriert lernen zu können?
  • Welche Ideen hast du/haben Sie, damit der Unterricht dennoch lebendig wird, trotz der Einschränkungen.

Ein mögliches Tool dazu ist "Das Stimmungsbild"

Stimmungsbilder sehen Sie beispielsweise oben in meinem Beitrag. Ich habe sie kostenlos von Pixabay heruntergeladen und es gibt davon noch viel mehr. Selbstverständlich kann man auch eigene Fotos verwenden oder Postkartensets, wie man sie fürs Coaching bestellen kann. Ich brauche ca. so viele Bilder wie Schüler*innen + 10.

 

Die Postkarten werden auf mehreren Tischen verteilt oder an der Wand aufgehängt und die Schüler*innen werden gebeten, sich beim Hereinkommen - ohne Trauben zu bilden - ein Bild auszusuchen, das sie anspricht und es mit zum Platz zu nehmen. Der Hinweis, dass sie zurückgegeben werden müssen und wiederverwendet werden, ist oft hilfreich, wenn man nicht zusammengefaltete Bilder wiederhaben möchte.

 

Auch die Lehrerin sucht sich spontan ein Bild aus, um zu demonstrieren, was damit zu machen ist.

 

"Guten Morgen liebe GHXY20! Bevor wir starten, bitte ich Sie, kurz zu den folgenden drei Fragen Stellung zu nehmen (Fragen stehen bereits an der Tafel) und dabei einen Bezug zur gewählten Postkarte herzustellen, ich fange mal an.

 

Ich habe mir das Bild mit der ausgestreckten Hand und dem Ballon ausgesucht, es wirkt surreal wie ich diese Corona-Situation aktuell auch empfinde. Trotzdem will ich versuchen weiterhin meine Hand auszustrecken, um allen hier die Hilfe anzubieten, die sie brauchen, um hier gut lernen zu können. Was ich brauche, um konzentriert mit Ihnen arbeiten zu können, ist vor allem Ruhe. Ja, und was meine Ideen zum lebendingen Unterricht angeht: Dies ist eine davon und eine andere ist, dass ich versuche kleine Bewegungseinheiten in meinem Unterricht einzubauen, da Sie ja aktuell Ihre Pausen im Klassenzimmer verbringen müssen und damit auch Bewegung entfällt, die Sie ansonsten haben."

 

Nächste Woche berichte ich dann gerne, wie die Stunde gelaufen ist.

 

Wer hier Ideen beisteuern möchte, wie man mit der aktuellen Situation gut umgehen kann, sei es durch einen Kommentar, sei es durch einen Link, der sei hier eindeutig dazu ermutigt.

 

Halten Sie die Ohren steif, es ist wie in der Geschichte mit dem König und dem Ring - es wird vorübergehen!

 

Herzliche Grüße

Ute Matthias

 

P.S.  Das Hühnerhof-Stimmungsbild der Methodensammlung NRW ist natürlich auch eine gute Möglichkeit die Befindlichkeit der Klasse abzufragen!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Laura Matthias (Freitag, 21 August 2020 20:39)

    Finde ich einen richtig gut die Ideen! Gerade der Hinweis, dass Schüler*innen selber mehr verunsichert sind als man selber und man immer noch persönlich in Kontakt bleiben sollte um keine Kluft aufkommen zu lassen :)
    Ich hoffe sehr, dass das Maske im Unterricht tragen für euch bald ein Ende hat!