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Referendar sein in der Coronazeit - 12 Tipps zum Überleben!

Die Presse schreibt über Schüler/innen, die das Homeschooling nicht mehr aushalten. Über Eltern, die die Betreuung ihrer Kinder beim Homeschooling überfordert. Seltener schreibt sie über die Lehrer/innen, die zwischen Präsenz- und Distanzunterricht hin- und her hetzen und sich nebenbei noch mit dem Handling der neuen Lernplattformen, dem IPad und den Videokonferenzen befassen.

 

Und so gut wie gar nicht schreibt sie über die Referendare/innen an den Schulen. Die haben es schon im normalen Leben - ohne Corona - ziemlich schwer. Das hat sich vermutlich inzwischen herumgesprochen. Doch in einem Zeitraum, wo die Lehrer (Ausbildungslehrer) selbst ständig am Limit sind, die Ausbildungsseminare die neuen Anforderungen noch gar nicht zur Gänze bearbeitet haben, nicht klar ist, ob der nächste Unterrichtsbesuch analog oder digital ablaufen wird, da ist das Referendar-Dasein doch mit erheblichen Belastungen oben drauf verbunden.

 

Daher habe ich mal eine Liste zusammengestellt, was mir damals geholfen hat durch diese Zeit zu kommen. Und ich hoffe, dass auch der eine oder andere Referendar davon profitieren kann.

 

  1. Ich vereinfache meine Stunden durch eine ganz klare Struktur (Download siehe unten).
  2. Ich plane eine Stunde Entspannungszeit pro Tag für mich ein. Ich plane sie wirklich ein. In meinen Kalender und ich halte mich daran. Wenn ich das nicht schaffe, dann kaufe ich mir einen Hund. Dann muss ich raus.
  3. Ich schreibe mir auf, was genau mich wie sehr belastet im Tagesablauf. Damit ich weiß, wo ich anpacken kann. das geht mit dem Handy und einer Notizenapp oder auch mit einem kleinen Notizbuch in der Hand- bzw. Schultasche. Dranbleiben ist wichtig. Damit bekomme ich mehr Klarheit und die ist Voraussetzung für Lösungen.
  4. Ich spreche offen und ehrlich mit meinen Schüler/innen, wenn etwas mal nicht klappt. Hole mir von ihnen Feedback ein.
  5. Ich pflege einen Austausch mit anderen Referendaren/innen, nicht nur aus meinem Seminar oder meiner Schule, z.B. hier. Wir entlasten uns dadurch, dass wir uns gegenseitig unsere Entwürfe geben.
  6. Ich versuche das Rad nicht immer wieder neu zu erfinden, sondern gebe mich auch mal mit fertigen Lernsituationen zufrieden oder Material, das ich bekommen habe. Und gebe natürlich auch welches weiter.
  7. Ich wähle 5 für mich passende Unterrichtsmethoden aus und trainiere diese. Mache nicht jede Stunde etwas Neues. Hier gibt es z.B. einfach umzusetzende Unterrichtsmethoden: Munterrichtsmethoden.
  8. Ich entlaste mich in den Stunden, indem ich so plane, dass die Schüler/innen arbeiten und ich nicht die ganze Zeit im Fokus stehe. Mein Fachleiter sagte immer: Die Lehrer arbeiten zuhause, die Schüler in der Schule. Eine Idee dazu finden Sie hier: Gruppenpuzzle in der Videokonferenz.
  9. Ich sondiere in einer ruhigen Minute die Seiten für Unterrichtsfilme und habe 5-10 Filme in Petto, die zu meinem Unterricht passen und möglichst auch ein paar passende Fragen, die die Schüler/innen nach dem Ansehen beantworten können. Außer youtube gibt es auch noch Verleihstellen für Filme im Unterricht! Dieses Vorgehen hilft mir, falls es 22 Uhr ist und die Unterrichtsvorbereitung in Konkurrenz zum Schlafen gehen steht. (Das soll jetzt keine Aufforderungen sein zum Gebrauch von Filmen á la "Fack ju Göhte").
  10. Ich mache mir klar, was schlimmstenfalls passiert, falls ich:
  • Morgen nicht genau weiß, was ich im Unterricht machen soll (5 vorbereitete Vertretungsstunden zur Stärkung von Selbstkompetenz der Schüler helfen immer. Sind z.B. hier zu finden: Lions Quest - erkundigt euch, ob ihr die entsprechenden Ordner an eurer Schule stehen habt).
  • Morgen einen Unterrichtsbesuch habe, der nicht perfekt vorbereitet ist (macht das, was ihr den Schüler/innen immer predigt vor Klassenarbeiten: Nerven behalten).
  • Durch die Prüfung falle. (Es ist nicht das Ende der Welt!)

11. Ich höre genau zu, was meine Fachleiter/innen von mir wollen und mache genau das - egal wie gut es mir gefällt.

      Das spart Zeit und Nerven.

12. Ich hole mir rechtzeitig Hilfe, wenn ich das Gefühl habe, alleine wächst mir alles über den Kopf.

 

Ich habe überlebt und Sie werden das auch tun.

 

Und die Frage zu stellen: Ist das wirklich, was mir gefällt, was ich mein Leben lang machen will?

 

Diese Frage ist erlaubt und sinnvoll. Machen Sie es aber eher davon abhängig, ob Ihnen der Unterricht mit den Schüler/innen gefällt und nicht so sehr davon, wie Sie mit dem Referendariat klar kommen. Die wirkliche Welt kommt danach. Die ist auch stressig, aber selbstbestimmter. Man macht sich auf den eigenen Weg. Biegt mal richtig ab und mal falsch und findet irgendwann den Weg mit dem man leben kann. Oder auch nicht. Dann sollte man etwas anderes wagen. Aber der richtige Entscheidungspunkt ist meiner Meinung nach nicht das Ref.

 

Ich wünsche ein erholsames Wochenende (wenigstens ein paar Stunden!)

Ute Matthias

 

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