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Was ist nur mit den Lehrern los? Gesundbleibetipps für schwierige Zeiten

Auf meiner letzten Lehrerfortbildung, die ich gemeinsam mit meiner Co-Moderatorin gehalten habe, haben wir zu Anfang gefragt: "Wofür brennst du?"

 

Mit dieser Frage bekommt man eigentlich immer zu Beginn einer Veranstaltung gute Laune in die Runde und erfährt nebenbei noch viel Interessantes und Wissenswertes von den Teilnehmer*innen.

 

Doch dieses Mal nicht.

 

"Ich brenne für nichts mehr. Ich wünsche mir einfach nur, dass dieses Corona-Schuljahr endlich vorbei ist."

 

"Ich brenne für ein Aha-Erlebnis bei meinen Schüler*innen, das dieses Jahr noch weniger kommt als sonst."

 

"Ich bin schon fertig mit brennen. Ausgebrannt."

 

Dies wird kein Artikel, der sich um die blöden und faulen Lehrer dreht. Geht ja auch gar nicht, da ich selbst Lehrerin bin. Meine Kollegen*innen sind weder faul noch blöd, sie sind einfach k.o. Der Mythos "vormittags recht und nachmittags frei" ist halt doch an der Wahrheit vorbei.

 

Rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln - in einem fort ändern sich die Strategien zum Umgang mit Corona an den Schulen. Im letzten Herbst noch sollten wir sicher in Präsenz bleiben, wenn auch mit Mund-Nasen-Schutz und ständigem Lüften. Dann plötzlich kam der Lockdown und wir sollten digital unterrichten. Doch im Gegensatz zum letzten Mal kamen die Videokonferenzen dazu. Jede Unterrichtsstunde bei uns musste per Videokonferenz abgebildet werden. Ich habe das gemacht, auch wenn ich öfters einfach nur in schwarze Löcher sprach - man durfte die Schüler*innen nicht verpflichten die Kameras anzuschalten - die Lehrer*innen aber schon. Doch kaum hatte ich mich in gefühlte 1000 Apps eingearbeitet, um auch Videokonferenzunterricht spannend zu gestalten, da kam der Wechselunterricht. Das bedeutet jeden Tag doppelt planen: Für die Schüler*innen, die an diesem Tag zuhause sind einen Arbeitsauftrag erstellen, für die anderen, die in der Schule sind, Präsenzunterricht vorbereiten. Und morgens mindestens 30 Minuten für den Coronatest der Schüler*innen einplanen.

 

Nein, ich kann meine Kollegen*innen verstehen, dass sie gerade für nichts brennen. Auch wenn wir sie einfach nur auf schönere Gedanken bringen wollten.

 

Denn, dass sie sich zu dieser Lehrerfortbildung mit dem Thema "Differenzierung mit Unterrichtsspielen" angemeldet haben, spricht doch total für sie. Sie sind nicht abgestumpft, wollen was verändern, ihre Schüler*innen bewegen und dort abholen, wo sie sind.

 

Doch das Schuljahr ist nicht zu Ende und besser als nur "überleben" ist es vielleicht sofort etwas zur Besserung der eigenen Befindlichkeit beizutragen.

 

Vielleicht klingt es simpel, aber eine kleine Sammlung zu machen mit den Dingen, die mir wirklich Freude machen im Leben kann schon helfen, sich ein wenig besser zu fühlen. Weniger ausgelaugt.

 

Überlegen Sie doch einmal, was Sie als Kind gerne gemacht haben?

 

Sehen Sie in Ihr Bücherregal: Welche Themen sind dort zu finden?

 

Schauen Sie in den VHS-Katalog und lassen Sie sich von Themen inspirieren.

 

Mein kleiner Katalog (im rosa Notizbuch oben) sieht z.B. so aus:

  1. Briefe schreiben an Menschen aus aller Welt (Global Pen Friends)
  2. Stoffe ansehen, aussuchen, mich inspirieren lassen, in Schnitten stöbern.
  3. Nähen: How-to Filme angucken und mich inspirieren lassen - oder auch selbst nähen, wenn etwas mehr Zeit da ist.
  4. Blumen fotografieren.
  5. Mit meinem Hund spazieren gehen.
  6. ... dabei ein Hörbuch hören.
  7. Mandalas malen.
  8. Flüsse und Seen betrachten (in echt oder auf dem Bild).
  9. Über Urlaub mit dem Wohnmobil in Amerika Blogs lesen.
  10. Mich von einem Stichwort aus einem meiner zahlreichen "Kreatives Schreiben" Bücher zu einer kleinen Geschichte inspirieren lassen.
  11. Einen meiner zahlreichen Biografie-schreiben Newsletter noch einmal lesen und spontan etwas in meiner autobiografischen Sammlung ergänzen.

Manchmal reicht die Zeit nicht für die größeren Sachen. Aber ein bisschen Stoffe gucken, ein schönes Kleid ansehen, einen neuen Fluss entdecken, den es sich einmal zu besuchen lohnt, einen kurzen Artikel zum Urlaub in Amerika lesen, eine kurze Episode aus meiner Kindheit bei Oma aufschreiben, das geht immer.

 

Planen Sie feste Zeiten ein, die Sie in den Kalender eintragen und halten Sie sich daran. Belohnen Sie sich, wenn Sie sich daran gehalten haben. Das Leben besteht aus Momenten. Die Kunst ist, die schönen wirklich im Gedächtnis festzuhalten.

 

In diesem Sinne: Einen schönen Brückentag, wer hat und

herzliche Grüße

Ihre Ute Matthias

 

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