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(Quer) Einsteiger*innen in der Schule: Tipp 1 - Vereinfachen durch Struktur

Die klassische Unterrichtsstruktur

Eines der wichtigsten Hilfsmittel für mich in meiner Anfangsphase war diese Unterrichtsstruktur. Es entlastet ungemein, wenn man nicht jede Stunde anders plant, sondern sich zunächst einmal an eine einheitliche Struktur hält. Ich empfehle diese klassische Struktur. 

 

Was ist mit SOL?

Ich bin wirklich ein großer Freund von Projekten und selbstgesteuertem Lernen und sehe das Referendariat auch als eine Zeit, in der man Methoden ausprobieren kann. Aber der Einstieg ins Lehren ist einem erleichtert, wenn man sich erst mal an eine klare Struktur hält. Wenn die sitzt, dann kann man sie beliebig variieren.

 

Zwei Beispiele von mir

Ich möchte die obige Struktur an zwei Beispielen aus meinem Bereich Wirtschaft erläutern. Ich wähle bewusst eindimensional verlaufende Unterrichtsstunden ohne Differenzierung, da ich glaube, dass man am Anfang genug beschäftigt ist erst einmal einen solchen Unterricht zu planen.

 

Anmerkung: Ich vereinfache hier bewusst und lege den Fokus auf die Struktur. Selbstverständlich muss das Anspruchsniveau der Schülerklientel angepasst sein.  

 

Erstes Beispiel 

 

Thema der Unterrichtsstunde: Ziele der Wirtschaftspolitik (Tafel)

 

Einstieg: Sammlung auf oncoo.de[1]: „Was verbinden Sie mit dem Begriff Wirtschaftspolitik?“

 

Erarbeitung 1: Zeigen eines Filmes zum Thema von Studyflix, Ergänzen der Sammlung aus der Einstiegsphase, Klärung der Begriffe, die unbekannt sind.

 

Erarbeitung 2: Gruppenarbeit: Schüler*innen erstellen ein Concept map [2] mit den Begrifflichkeiten, die gesammelt wurden. Dies kann entweder digital auf einem Padlet [3] geschehen oder auf einem Flipchart mit Hilfe von Moderations- oder Karteikarten.

 

Präsentation: Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor. Fragen werden geklärt, Unklarheiten beseitigt.

 

Sicherung: Die Gruppenmitglieder erstellen ein Foto der eigenen Concept map und jede*r Schüler*in erstellt in Einzelarbeit eine Zusammenfassung zum Thema auf Basis der Concept map. Dies kann aus Zeitgründen auch in die Hausaufgabe verlegt werden.

 

Prüfungsaufgaben zum Fall (Transfer) werden zuhause gelöst.

 

Reflexion: Die SuS überlegen in Einzelarbeit, z.B. mit Hilfe eines Lerntagebuchs[4], was sie heute gelernt haben, halten wesentliche Stichpunkte fest, schreiben auch auf, was sie noch nicht verstanden haben und nacharbeiten müssen.

 

Die Reflexion kann auch im Kreis erfolgen mit einem Ball. Jeder der den Ball empfängt, sagt eine Sache, die er heute gelernt hat.

 

Zweites Beispiel

 

Thema der Unterrichtsstunde: Die Rechtsformen von Unternehmen (Tafel)

 

Einstieg: Kleine Geschichte von Lena und Jens, die eine tolle App entwickelt haben und jetzt ein kleines Unternehmen gründen wollen. Die Geschichte wird erzählt und so gut wie möglich auf die Schüler*innen und ihre Lebenswelt bezogen.

 

Erarbeitung 1: Gruppenpuzzle, Expertenrunde[5]. Die Schüler*innen erarbeiten je eine Rechtsform, die Kriterien sind vorgegeben. Als Hilfsmaterial haben sie ihre Schulbücher und das Internet.

 

Erarbeitung 2: Gruppenpuzzle, Puzzlegruppe. Die Expertenrunden lösen sich auf und nun kommen an einem Tisch die Experten für je eine Rechtsform zusammen. Zusätzlich erhalten die Schüler*innen jetzt noch Material zum Fall, z.B. welche Präfenzen Lena und Jens bei der Unternehmensgründung im Hinblick auf die Kriterien haben. Außerdem erhält jede Puzzlegruppe eine Vorlage für die Nutzwertanalyse.

 

Präsentation: Jede Gruppe stellt vor, für welche Rechtsform sie sich entschieden hat aufgrund welcher Voraussetzungen aus dem Fall.

 

Sicherung: Die Schüler*innen haben die Gelegenheit ihre Ausarbeitungen zu den Rechtsformen mit Hilfe von Kontrollbögen (Musterlösungen) zu verifizieren. Entweder man macht dies im Lehrer-Schüler-Gespräch im Plenum oder – was lustiger ist – man hängt die Musterlösungen im Raum aus und die Schüler*innen haben die Auflage, ihre Zettel auf dem Tisch liegen zu lassen und immer wieder zu den Lösungen hinzulaufen. Das bewegt und trainiert die Merkfähigkeit.

 

Da das Thema sehr komplex ist, folgt bei mir immer eine Übungsstunde, in der die Schüler*innen nur Aufgaben zum Thema lösen, die auch besprochen werden. Das kann man sehr gut auch digital lösen, sofern ein Lernmanagementsystem und die Ausstattung vorhanden ist.

 

Reflexion: Wie oben Lerntagebuch oder auch im Raum: Eine Ecke des Klassenzimmers erhält eine Sonne, eine Sonne/Wolke, eine Wolken und eine Regen. Die Schüler*innen werden aufgefordert sich einer Ecke zuzuordnen, je nachdem wie hoch sie ihren Wissenszuwachs einschätzen. Man bittet einige Schüler*innen sich zu ihrer Wahl zu äußern.

 

Es ist nicht notwendig, dass es jeweils zwei Erarbeitungsphasen gibt, das ist nur zufällig bei beiden Beispielen so.

 

Übertragbarkeit

Es ist mir klar, dass meine Beispiele nicht 1:1 übertragbar sind auf alle Fächer und alle Schulformen. Ich denke aber doch, dass der grundsätzliche Ablauf im Wesentlichen gleichbleibt. Und der Tipp besteht darin, dass man nicht jedes Mal etwas Neues ausprobiert, sondern erst einmal eine funktionierende Struktur erlernt und übt.

 

Ich hoffe, liebe Quereinsteiger*innen und liebe Refis, dass der Tipp eine Hilfe für Sie ist.

 

Beim nächsten Mal geht es um Tipp 2 - Vereinfachen durch Rituale.

 

Ich wünsche allen schöne und erholsame Herbstferien

Ihre Ute Matthias

 

 

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