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(Quer) Einsteiger*innen in der Schule: Tipp 2 – Vereinfachen durch Rituale

Klare Struktur

Auch mein zweiter Tipp hat das Ziel eine Struktur einzuüben und zu wiederholen, um die Anzahl der Einzelentscheidungen bei der Stundenvorbereitung zu reduzieren und mehr Sicherheit im Stundenablauf zu gewinnen. 

 

Ich empfehle, dass Sie sich bestimmte Routinen aneignen, die den Schüler*innen Orientierung geben.

1. Der Advance Organizer (ca. 2 min)

Seitdem ich eine Fortbildung für meine Moderation bei der Bezirksregierung besucht habe, arbeite ich mit Advance Organizern (AOs). Das sind Übersichten über ganze Themengebiete. In der ganz einfachen Form sehen sie aus wie links. 

 

Hier zum Beispiel geht es im Kern um den Arbeitsvertrag und alle anderen Themen flankieren diesen, bzw. spielen in dieses Thema mit hinein. Wir beginnen daher beim Arbeitsvertrag und arbeiten die übrigen Gebiete nacheinander ab, wobei ich immer wieder auf den AO referenziere. 

 


Schöner ist es natürlich, wenn man für die rechte Gehirnhälfte Bilder hinzufügt, wie Sie in meinem Beispiel zum Thema Wertschöpfungskette im Großhandelsunternehmen links sehen können. 

 

Zu Beginn der gesamten Unterrichtsreihe stelle ich den AO des Themengebietes vor und verteile ihn digital oder analog. Dann greife ich zu Beginn jeder Stunde auf ihn zurück, um den Schüler*innen Orientierung zu bieten, wo wir uns gerade befinden. 


2. Ablauf an die Tafel (3 min)

Nach dem AO skizziere ich kurz den Ablauf der aktuellen Stunde an der Tafel. Damit wissen die Schüler*innen, was heute auf sie zukommt, bzw. mit welchem Thema sie sich heute befassen werden. 

 

Dies ist eine allein inhaltliche Orientierung und sagt über Methode und Sozialform noch nichts aus. 


3. Lernspiel zur Aktivierung (10 min)

Wenn mein Lehrer früher zur Tür hereinkam, dann zückte er sein Notenheft, fuhr mit dem Zeigefinger an den Schülernamen entlang, zögerte kunstvoll und sagte dann: "Heute kommt nach vorne und hält einen zackigen Vortrag ... Frau .... Schulte." Die betreffende arme Person erhob sich dann und musste nach vorne kommen und aus dem Stegreif über die letzte Stunde in Chemie referieren. Es gibt Sachen, die vergisst man nie, oder? Wir hassten diesen Lehrer mit der ganzen Kraft unserer pubertierenden Herzen. 

 

Den Schüler*innen tut es dennoch oft gut, eine kurze Anbindung an die letzte Stunde vorzunehmen. Das kann man z.B. mit einem Ballspiel machen während alle Schüler*innen in einer Runde stehen. Dies ist am Anfang etwas aufwändiger, wird aber von Stunde zu Stunde einfacher, weil die Schüler*innen sich darauf einstellen und gleich entsprechend agieren. Außerdem sind die Handys erstmal beseitigt, wenn man in einem Schülerkreis steht und einen Ball fangen muss. Wer das nicht mag, der kann die Schüler*innen auch am Platz stehen lassen und so einen Ball werfen.

 

Als Wurfgerät kommt ein kleiner Schaumstoffball in Frage, oder aber man passt das Wurfgerät wie meine Kollegin Heike Harten jahreszeitlich an und verwendet im Moment gerade einen kleinen Ball in Kürbisform.

 

Der Ball wird geworfen und Schüler*in A nennt einen Begriff aus dem Stoff der letzten Stunde und wirft ihn weiter an Schüler*in B. Schüler*in B sagt einen Satz zu diesem Begriff und nennt dann einen neuen und wirft weiter zu Schüler*in C. Und so fort bis alle dran waren. 


4. Lerntagebuch, Inhaltsverzeichnis (5 min)

Zum Abschluss der Stunde können die Schüler*innen kurz notieren, was sie aus der heutigen Stunde mitnehmen. Das kann man mit Hilfe eines Bogens machen, wie z.B. diesem Lerntagebuch Baden-Württemberg.

 

Eine vereinfachte Form ist das Führen eines Inhaltsverzeichnisses durch die Schüler*innen selbst analog oder digital für die eigenen Unterlagen, z.B. so: 

 

Datum 

Inhalt 

Aufgaben 

Erledigt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Fazit

In der Summe kosten diese vier Elemente 20 Minuten von 90 (wir haben Doppelstunden), tragen meiner Meinung nach aber wesentlich dazu bei, dass die Schüler*innen die Übersicht behalten, selbst aktiv werden und ihren Lernstand auch reflektieren.

 

Für Sie als Lehrer*in liegt Beginn und Ende der Stunde von vorneherein fest und braucht nicht jedes Mal neu überlegt zu werden.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Erprobung. Lassen Sie mich gerne wissen, wie Sie damit zurechtkommen.

 

Beim nächsten Mal geht es bei Tipp 3 um die Vereinfachung des Einstiegs in den Unterricht. 

 

Bis dahin eine gute Zeit und viel Erfolg

Ihre Ute Matthias

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