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(Quer) Einstieg in der Schule: Tipp 3 - Vereinfachen Sie Ihre Unterrichtseinstiege

Man kann viel Zeit für den Unterrichtseinstieg verwenden!

Mein drittes Thema sind die Unterrichtseinstiege, da ich noch vor Augen habe, wie ich früher vor dem Rechner saß und alle Stunden neu vorbereiten musste und schon so viel Zeit für die Auswahl des Unterrichtseinstiegs verwendet habe, dass ich dann kaum noch Zeit hatte, den Rest vorzubereiten.

 

Man kann sich bei der Unterrichtsvorbereitung so verzetteln und kommt von Hölzken auf Stötzken … und daher mein Tipp für heute:

 

Vereinfachen Sie Ihre Unterrichtseinstiege!

Es ist nicht notwendig, jedes Mal einen neuen Einstieg zu machen, auch wenn es sehr sehr viele Möglichkeiten gibt.

 

Hilbert Meyer als Methodenguru hat in seinem Buch die Einstiege wie folgt eingeteilt:

  • Problemorientierte Einstiege
  • Schülerorientierte Einstiege
  •  Lehrerzentrierte Einstiege
  • Spielerische Einstiege
  • Sinnlich-anschauliche Einstiege
  • Kennen Lernen

Das einzig Wichtige, glaube ich, ist, dass der Unterrichtseinstieg die Schüler*innen abholt. Das bedeutet, ob der Schüler etwas von der Stunde hat, hat damit zu tun, ob er das, was erarbeitet werden soll, mit seinen Gehirnstrukturen verknüpfen kann. Ob er es irgendwo einordnen und andocken kann. 

 

Wie beim letzten Mal geschildert, zeige ich zu Beginn den Advance Organizer, damit die Schüler*innen sich orientieren können, wo wir in der Unterrichtsreihe gerade stehen. Oft noch verbunden mit einem kurzen Wort-Ball-Spiel, um die Anbindung zur letzten Stunde zu gewährleisten. Danach kommt der Einstieg.

 

Ich favorisierte drei Einstiege, die wenig Vorbereitungszeit brauchen und die Schüler in der Regel gut abholen können.

 

Meine Schüler*innen sind zwischen 16 und 19 Jahre alt und in diesem Fall aus der Höheren Handelsschule.  


 Kleine Geschichte versehen mit einem Bild

 

Manuel, 12 Jahre und sein kleiner Bruder Michael, 6 Jahre, stehen vor einem Fahrradgeschäft und sehen sich die tollen Fahrräder an. Morgen findet ein Wettfahren in ihrer Straße statt und sie können nur auf ihren alten Gurken teilnehmen. Manuel hat allerdings 150 Euro von seinen Eltern bekommen, um sich eine neue Winterjacke zu kaufen. Kurz entschlossen geht er mit Michael in den Laden und kauft sich von dem Geld ein neues Bike. Als er damit nach Hause kommt, sind seine Eltern sehr verärgert und weisen ihn an, das Fahrrad zurück in den Laden zu bringen. Wie ist die Rechtslage?

 

Nun lasse ich die Schüler*innen ihr Vorwissen und ihre Einschätzung zur Situation nennen. Ich sammle ohne zu bewerten. Zwangsläufig ergibt sich jetzt der Wunsch ins Gesetz zu sehen und die richtige Lösung zu suchen. 



Dialoge, die in verteilten Rollen gelesen werden

 

Ella, 17 Jahre und Christin, 16 Jahre, treffen sich in „Berts Bar“, um zusammen einen Kaffee zu trinken.

 

Ella: Hey, wie geht’s denn mit dem Fachabitur?

 

Christin: Oh, geht so. Werds  schon schaffen. 

 

Ella: Und weißt du schon, was du danach machen willst?

 

Christin: Ja, ich würde total gerne eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten machen, so wie du. Da verdient man direkt Kohle und kommt mal weg von der ganzen Lernerei.

 

Ella: Naja, lernen muss ich schon auch, in der Praxis und in der Berufsschule. Aber warum bewirbst du dich nicht einfach?

 

Christin: Meine Eltern wollen das nicht. Die wollen, dass ich BWL studiere. Da habe ich echt gar keine Lust drauf. Reicht mir jetzt mit der ganzen Wirtschaft.  

 

Ella: Ist doch egal, was deine Eltern wollen, ist doch schließlich dein Leben und du bist ja auch keine 6 Jahre mehr alt. Bewirb dich doch einfach. Und wenn du den  Ausbildungsplatz hast, dann kannst du es ihnen immer noch erzählen. Bestimmt freuen sie sich dann, dass du schon einen Ausbildungsplatz gefunden hast und weißt, was du werden willst.

 

Christin: Echt, meinst du ich kann mich bewerben, ohne dass meine Eltern das wissen und auch den Vertrag unterschreiben? 

 

Wie oben: Vorwissen sammeln, Einschätzung der Schüler*innen zur Rechtslage einholen (Rechtsempfinden) und dann geht der Arbeitsauftrag an die Schüler*innen mit Hilfe des BGB die Lage zu klären. 



Placemat – das ist ein etwas fortgeschrittener Einstieg, der aber auch sehr gut funktioniert.

 

Man muss ein bisschen Mut haben, da man nicht genau weiß, welche Themen zur Sprache kommen werden.

 

Bei mir war z.B. das Thema Unternehmensgründung und die Frage an die Schüler*innen lautete:

Wenn man ein Unternehmen gründen möchte, was muss man dann alles bedenken?

 

Die Schüler*innen setzen sich in Vierergruppen zusammen (oder werden zusammengesetzt – nicht immer sind Neigungs- oder Sympathiegruppen die beste Wahl). Der Ablauf ist wie folgt:

  •  Jeder schreibt in sein Abteil des Placemats alle Themen oder Fragen, die ihm zum Stichwort (das auch eine Überschrift sein kann oder ein Satz) einfallen. 
  • Danach tauscht sich die Viererrunde über ihre Gedanken zum Thema aus, jeder Teilnehmer*in stellt seine Gedanken vor und die gemeinsamen Gedanken werden in der Mitte des Placemats gesammelt.
  • Jede Gruppe stellt ihre im Gemeinschaftsfeld aufgeschriebenen Gruppenergebnisse im Plenum vor. Stichwortartig sollten diese an der Tafel oder auf einem Plakat gesichert werden. 

Danach hat man eine schöne Sammlung von Gedanken und Vorwissen zum Thema und kann damit weiterarbeiten. 

 

In diesem Fall konnten wir fünf Themengebiete herausarbeiten aus den Schüler*innen-Ideen und diese bildeten dann die Ausgangsbasis für die weitere Erarbeitung.

 

Die Schüler*innen durften sich nach Interesse den Themengruppen selbst zuordnen (unter der Prämisse, dass jede Gruppe nicht mehr als vier Teilnehmer*innen hat).  

 



Ja, ich hoffe, ich konnte Ihnen auch heute wieder ein bisschen Entlastung für Ihren Unterricht bringen und wünsche ein wunderschönes Wochenende!

 

Herzliche Grüße

Ute Matthias

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