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Lernschwierigkeiten (Teil 2): Den Sieger erkennt man am Start!

Was vorher war

Im letzten Blogartikel habe ich ein erstes Vorgehen mit Lernschwierigkeiten bei einzelnen Schüler*innen beschrieben. 

 

Und jetzt?

Bei mir in der Schule treten diese Lernschwierigkeiten inzwischen so gehäuft auf, dass ich mich entschlossen habe, einmal einen Unterrichtseinheit dazu zu machen. 

 

Thema: 

  • Wie lernst du?
  • Wie lernen die anderen?
  • Welche Lerntechniken gibt es?
  • Was möchte ich mal ausprobieren?

Den Sieger erkennt man am Start

Wir starten mit dem obigen Bild und ich frage die Schüler*innen, was wohl damit gemeint sein könnte.

 

Es kommt alles Mögliche, vor allem wissen alle, dass man sich gut vorbereiten muss. Nur ein Schüler kommt auf die mentale Haltung zu sprechen.

 

Einstimmung mit einem Film

Ich habe am Sonntag davor eine Menge recherchiert und mich zur Einstimmung für einen Film von Dr. Daniel Hunold entschieden, den ich sehr unterhaltsam finde: Wie lernt man? Geheimnisse für Bestnoten. 

Kein Handy!

Bevor es losgeht, sammle ich die Handys ein, lasse sie in einen Schuhkarton legen. Das finden die Schüler*innen zwar megauncool (einer weigert sich strikt), aber meine Erfahrung ist, dass die Schüler*innen es mit einem Smartphone an ihrer Seite nicht schaffen, einen Film anzusehen, der 30 Minuten dauert. Sie stimmen mir zu!

 

Dr. Hunold ist unterhaltsam, treffend und hat seine Botschaften ziemlich perfekt visualisiert - zumindest für das Gehirn. 

 

Die Schüler*innen tun sich schwer. Ca. die Hälfte schafft es zuzuhören/zuzusehen, zumindest soweit ich es beurteilen kann. Der anderen Hälfte fallen entweder die Augen zu (Schlafmangel?) oder sie blättern im Schulbuch, was sie sonst nie tun. 

 

Jetzt reflektieren!

Nach Abschluss des Films gebe ich den Schüler*innen vier Reflexionsfragen, die sich darum drehen wie sie bei den letzten drei Klassenarbeiten gelernt haben, wo sie mit ihren Lernmethoden erfolgreich sind und wo vielleicht weniger und woran das liegen könnte. 


Fragen zur Selbstreflexion

(in Anlehnung an Cornelsen Verlag Scriptor, Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenz)

  1. Fassen Sie kurz zusammen: Wie lernen Sie?
  2. In welchen Fächern haben Sie mit Ihrem Lernstil die größten Erfolge?
  3. In welchen Fächern sind Sie weniger erfolgreich mit Ihrem Lernstil? Warum? Was fehlt Ihnen?
  4. Sie werden sich gleich mit Ihren Klassenkameraden darüber austauschen, wie diese lernen. Welchen Lerntipp können Sie ihnen geben?

Kleingruppenaustausch

Dann bitte ich sie, sich in Kleingruppen 10 Minuten über ihre Lerngewohnheiten auszutauschen und dann eine kurze Rückmeldung im Plenum zu geben.

 

Die ersten beiden Gruppen geben die Antwort, von der sie glauben, dass ich sie erwarte: Rechtzeitig vorher anfangen, Zusammenfassungen schreiben ect. Tatsächlich glaube ich, dass auch in jeder Gruppe 1-2 Personen sind, die derartig arbeiten (jedenfalls sehen die Klassenarbeiten entsprechen aus). Dann kommt die dritte Gruppe und Tim fasst ihr Ergebnis folgendermaßen zusammen: "Also das war ja nett, was die anderen bisher vorgetragen haben, aber ich sag jetzt mal wie es wirklich ist:

"Wir schieben das Lernen bis zum letzten Tag hinaus. Nach der Arbeit suchen wir dann im Internet nach einem Film, der thematisch zur Klausur passt, sehen ihn uns an und hoffen, dass das reicht."

 

Tja, das erklärt dann auch den Durchschnitt zwischen 3 und 4, der hier jeweils erzielt wird und da ist diese Klasse nicht alleine. Lernen ist irgendwie in den letzten 10 Jahren verlernt worden. Aus der Mode gekommen. Langweilig. Kommt nicht an gegen das Handy.

 

Und so geht's weiter: 

Ich bedanke mich für die Offenheit der Schüler*innen und dass sie mitgemacht haben. Für den Folgetag kündige ich an, dass wir mit verschiedenen Lerntechniken experimentieren werden und dazu aber den tatsächlichen Unterrichtsstoff verwenden werden. 

 

Ist es Zufall, dass ich am nächsten Morgen direkt drei Krankmeldungen aus der Klasse in meinem Mailfach habe? 


Es ist nur ein Superheld, wer sich auch für super hält!

So beginnen wir die nächsten Doppelstunde. 

 

In arbeitsteiliger Gruppenarbeit werden - nach freier Wahl: Was interessiert mich? - die vier Grundthemen erarbeitet:

 

  1. Mindmaps: Einen Überblick über das gesamte folgende Themengebiet Beschaffung erstellen. (analog oder online mit z.B. Kits.blog)
  2. Eine Concept Map: Erschließung der Schlüsselbegriffe eines Textes zum Produktlebenszyklus. (analog oder online mit Diagrams.net)
  3. Die gute alte Karteikartentechnik (vorne Frage, hinten Antwort) für die Bedarfsermittlung in der Beschaffung. (analog oder online mit Studysmater)
  4. Die Ausweniglernmethoden LOCI, Storytelling und Akronyme für die zentralen Begriffe der Materialwirtschaft und deutsch und englisch. (analog oder als App: Mnemotechnik von Apple, Mentaler Palast bei Android - beides habe ich noch nicht gestestet). 

Die Vorbereitung gelang mir leicht, weil es wirklich so viele Materialien im Internet gibt: 

Die Aufgabe jeder Gruppe war ihre Methode auszuprobieren mit dem bereitstehenden Material zum Thema Beschaffung und dann ein Werbeplakat für ihre Methode zu gestalten und die anderen für ihre Methode zu gewinnen. 

 

Alle Gruppen haben das umgesetzt. Bei der Präsentation hat sich dann gezeigt, wer mehr engagiert war und wer weniger. Es bleibt mir ein Rätsel, warum die Schüler*innen, die es am nötigsten hätten, sich am wenigsten einbringen. Aber am Ende des Tages haben alle einmal wieder über das Thema reflektiert.

 

Wiederholung ist alles

Es ist allerdings notwendig die Methoden im Unterricht jetzt auch anzuwenden und zu vertiefen. Ich habe folgendes vor:

  1. Zu Beginn jeder Unterrichtsreihe ein Mindmap. Dieses wird anfangs von mir gestaltet und dann werde ich immer mehr Teile weglassen und den Schüler*innen Zeit geben, diese zu ergänzen.
  2. Beim Texte lesen, die Concept Map-Methode verwenden verbunden mit Think-Pair-Share zur Schlüsselwortfindung.
  3. Am Ende der Unterrichtseinheit Karteikarten erstellen lassen, mit denen sich die Schüler*innen dann gegenseitig abfragen können.
  4. Vor der nächsten Klausur mit der LOCI-Technik die Fachbegriffe im Unterricht lernen lassen und ein Spiel daraus zu gestalten. 

Und dann schau'n mer mal, ob's besser wird mit den Noten als nur bei youtube-Gucken ...

 

In diesem Sinne schöne Ostern und ein paar gute erholsame Ferientage

wünscht Ihnen

Ihre Ute Matthias

 

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