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Teamtage: So bringen Sie Ihre Klasse schnell zusammen!

Warum sollte ich das tun?

Lernen kann man nur gut in einer Umgebung, in der man sich wohlfühlt. Und wenn bei uns neue Klassen gebildet werden, sei es in der Höheren Handelsschule oder im Wirtschaftsgymnasium oder auch in der Berufsschule, dann gibt es oft Grüppchen von Zubringerschulen oder Betrieben, aber viele Schüler*innen kennen auch noch niemanden in der Klasse und sehen sich dann Grüppchen gegenüber.

 

Eine Möglichkeit die Klasse wirklich schnell "zum Laufen" zu bringen, sind unsere Teamtage.

 

Sie gehen zurück auf das Life-Skill Programm der Lions, namens Lions Quest - Erwachsen handeln, das ich Ihnen wärmstens ans Herz legen möchte. Wagen Sie doch einmal einen Blick auf die Seite von Lions Quest und wenn Sie mögen, sprechen Sie mich gerne an. An meiner Schule in Düsseldorf, Walter-Eucken-Berufskolleg, wird im Oktober ein neues Seminar "Erwachsen handeln" (Sekundarstufe II) angeboten und zwar in der Zeit vom 28.10.2021 bis 30.10.2021. Es sind noch Plätze frei. Sie können sich aber auch direkt anmelden. Aus meiner Schule werden auch wieder fünf Lehrkräfte dabei sein und ich freue mich schon, dass unser Team sich dadurch auf um die 20 Lehrkräfte erweitert. 

 

Nachfolgend schildere ich Ihnen an einem Beispiel aus dem Berufsschulbereich, wie so ein Teamtag ablaufen kann. 

 

1. Wir beginnen mit einer ungewöhnlichen Begrüßungsrunde

 

Anna blickt auf ihr Kärtchen und verbeugt sich vor Fabian, der ihr andeutungsweise den Rücken tätschelt, das steht nämlich so auf seiner Karte. Dann tauschen die beiden ihre Karten und ziehen zum nächsten Partner. 

 

Die Schüler*innen erhalten bei diesem Energizer kleine Kärtchen, auf denen wir ein Begrüßungsritual aufgedruckt haben und den Auftrag sich einer anderen Person aus der Klasse zu nähern, das Begrüßungsritual auszuführen und dann die Kärtchen zu tauschen. Nun nähern sie sich einer anderen Person aus der Klasse und führen wiederum das Begrüßungsritual auf der Karte aus und tauschen die Karten usw. Dies wird entweder eine festgesetzte Zeitlang so gemacht oder aber man sagt, sie sollen sich insgesamt z.B. fünf Personen nähern und diese jeweils begrüßen. 

 

Jetzt in Coronazeiten sind die Möglichkeiten natürlich etwas eingeschränkt. Aber die Coronabegrüßung (Ellenbogen an Ellenbogen) geht, ein Nicken mit dem Kopf, ein Verbeugen, das Simulieren von Tränen der Freude über das Treffen, das angedeutete Luftküsschen der Franzosen ... es gibt noch immer genug Möglichkeiten, wenn man ein bisschen nachdenkt. Man kann sich auch inspirieren lassen, z.B. hier oder da. Lustig an diesem Spiel ist, dass jeder natürlich ein anderes Kärtchen hat und so selten dieselben Begrüßungsrituale aufeinandertreffen. 

 

Nach Abschluss der Begrüßungsrunde wird reflektiert:

  • Wie haben Sie sich während der Begrüßungsrituale gefühlt?
  • Gab es Sachen, die Ihnen leichter gefallen sind?
  • Was ist Ihnen eher schwergefallen? Warum?
  • Welche weiteren Begrüßungsrituale sind euch noch bekannt?
  • Wie begrüßt ihr eure Freundin, Eltern usw.?

2. Wir schließen mit einem gemeinsamen Frühstück an - sofern das aktuell coronatechnisch erlaubt ist

 

Nachdem sich alle begrüßt haben, werden die Tische an die Wand gerückt, um darauf die mitgebrachten Köstlichkeiten zum Frühstück aufzureihen. Gleichzeitig wird auch eine lange Tafel in der Mitte des Raumes gestellt und Stühle darum platziert. In Coronazeiten natürlich mit sehr viel Abstand und man sollte sich - wenn möglich - auf Fingerfood beschränken. Die kann ganz schnell in den Mund gesteckt werden und dann kommt die Maske gleich wieder drauf. Noch besser wäre es natürlich, wenn man draußen auf dem Schulhof oder auf dem Rasen frühstücken kann im Sinne eines Picknicks.

 

Damals gab es bei uns Tortilla zum Frühstück, kleine gedünstete Teigtaschen und selbstgeschnittener Hefezopf nach schwedischem Rezept und vieles andere mehr. 

 

Die Schüler*innen wurden nämlich von den Klassenlehrern gebeten eine spezielle Sache zum Frühstück mitzubringen, die sie besonders gerne essen und die typisch für ihre Familie ist. Wenn die Schüler*innen mögen, können sie ihre mitgebrachten Speisen den anderen vorstellen. Wir hatten auch schon einmal wunderbare türkische Pizza zum Frühstück.

 

Dieses Jahr musste der Frühstücksteil bei uns ganz ausfallen, was sehr bedauerlich ist (Corona). Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden. 

 

3. Der Teambildungsteil beginnt

 

Danach wird es gemeinschaftlich, wir beginnen mit den Übungen zur Teambildung.

 

Schüler*innen können nur dann gut lernen, wenn sie sich in der Klasse wohlfühlen, davon bin ich und sind wir in der Schule überzeugt. Und wie schafft man es, dass die Schüler*innen sich miteinander wohlfühlen? Indem man dafür sorgt, dass sie sich austauschen können und erklären können, wer sie sind und was sie mögen oder nicht mögen. Indem sie persönlich werden. Oft denken wir: Puh, die oder der ist vielleicht komisch, doch wenn wir uns die Mühe machen zu erfahren, warum er oder sie sich so verhält, dann verstehen wir sie viel besser und finden sie gar nicht mehr komisch.

 

Alle Kennenlernspiele haben diese Aufgabe. Wir verwenden eine unterschiedliche Zusammensetzung je nach Klasse, die wichtigsten haben in meinem Blog bereits beschrieben (verlinkt):

Im Internet finden sich an vielen Stellen Kennenlernspiele, falls Ihnen unsere nicht so zusagen oder Sie eins austauschen wollen, z.B.:

https://www.lernen.net/artikel/kennenlernspiele-8115/

https://www.workshop-spiele.de/top-5-kennenlernspiele-fuer-alle-workshops-und-seminare-fuer-erwachsene/

 

https://www.praxis-jugendarbeit.de/spielesammlung/spiele-kennenlernspiele.html

 

Ist diese Runde abgeschlossen, geht es erst einmal in eine Pause von 15-30 Minuten, auch Teambildung ist anstrengend und die Klasse braucht eine Auszeit. 

 

4. Welche Regeln sollen in meiner Klasse gelten?

 

In diesem Teil des Teamtages geht es darum, sich darüber auszutauschen, welche Wünsche und Erwartungen die Schüler*innen an die gemeinsame Zeit haben. 

 

Wir verteilen Moderationskarten in der Klasse:

 

Grün: "Ich wünsche mir in meiner Schule/Klasse, dass ..."

Gelb: "Ich erwarte von meiner Schule/Klasse, dass ..."

 

Da kommen interessante Sachen zusammen:

  • Ich wünsche mir, dass ich so akzeptiert werde wie ich bin.
  • Ich wünsche mir, dass ich in Gruppenarbeiten mit einbezogen werde.
  • Ich wünsche mir, dass ich ausreden darf.

... natürlich auch:

  • Ich wünsche mir keine Hausaufgaben.
  • Ich wünsche mir verständnisvolle Lehrer*innen (auch wenn ich zu spät komme).
  • ...
  • Ich erwarte, dass wir alle Rücksicht aufeinander nehmen.
  • Ich erwarte, dass ich hier in Ruhe lernen kann.

Wir pinnen alle Karten an eine Pinnwand und bitten die Schüler*innen die anonymen Karten zu clustern und Oberbegriffe zu finden. Dann kommen wir mit ihnen über ihre unterschiedlichen Wünsche und Erwartungen ins Gespräch, geben Gelegenheit, die eigenen Bedürfnisse zu erläutern und auch Ängste anzusprechen.

 

Um Verständnis dafür zu wecken, dass Regeln wichtig und bedeutsam sind, kann man nun das "Spiel ohne Regeln" spielen. Der Titel sollte bewusst nicht genannt werden. Eine Variante dieses Spiels wird hier auf S. 46 beschrieben: Übungen zum sozialen Lernen

 

Wir beschließen diese Phase mit einer Regelauktion. Dazu werden aus den vorher formulierten Wünschen und Erwartungen Regeln für die Klasse abgeleitet und die Regeln werden versteigert. Eine einfachere Variante ist, dass jede*r Schüler*in eine bestimmte Anzahl Klebepunkte erhält und diese auf die Regeln kleben kann, die ihm am wichtigsten sind. Mehr als 5-6 Regeln machen erfahrungsgemäß keinen Sinn.

 

Die Regeln werden von Freiwilligen auf ein Flipchart geschrieben in Schönschrift und in der Klasse aufgehängt. Zusätzlich können sie ins Klassenbuch gelegt werden, damit sie auch in Nicht-Klassenräumen präsent sind.

 

Diese Phase kann verkürzt werden, wenn das Thema "Wünsche und Erwartungen" vom Klassenlehrer*in bereits vorher im Unterricht erarbeitet wurde. 

 

5. Der Abschlussenergizer und das gemeinsame Aufräumen

 

Das Krokodilspiel - auch Flussüberquerung genannt - bildet einen sehr schönen Abschluss - Masken müssen natürlich aufbleiben und der Raum sollte möglichst groß sein. 

 

Setzen Sie das Spiel ein bisschen in Szene, indem Sie eine Geschichte dazu erzählen. Diese Geschichte ist von unserer netten Sozialarbeiterin:

 

"Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Forschergruppe im Amazonas. Sie kommen an einen Fluss, den Sie als Gruppe überqueren müssen. Leider hat es einen Chemieunfall gegeben, der Fluss ist vergiftet. Jeder, der ihn berührt, stirbt. Damit muss die ganze Gruppe zum Ufer zurück. 

 

Gottseidank kommt eine Fee vorbei und überreicht Ihnen 10 Zaubersteine (Teppichfliesen). Die Zaubersteine haben jedoch zwei "Haken": Sie müssen durchgehend in Körperkontakt bleiben und zudem: Wo sie einmal platziert werden, müssen sie liegen bleiben. Man darf sie also nicht verschieben.

 

Wenn dem nicht so ist, kommen zwei böse Krokodile (Lehrer*innen) und nehmen den Stein, der keinen durchgehenden Körperkontakt hatte oder verschoben wurde, weg. Dieser ist dann verloren. Beide Krokodile schwimmen und kontrollieren mit Blicken den Fluss ..."

 

Sie finden das Spiel hier!

 

So, ich hoffe, ich konnte Ihnen eine gute Anregung geben, wie Ihre neue Klasse schnell zusammenwächst und ein gutes Team bildet und so auch gut zusammen lernen kann.

 

Ich freue mich ausdrücklich über Fragen und Rückmeldungen,

freundliche Grüße

Ihre Ute Matthias 

 

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